Chancen für die deutsche Industrie?
Deutschland: Chancen für 2025
Die wirtschaftspolitische Unsicherheit in Europa ist derzeit so groß wie noch nie – wie der Index der wirtschaftspolitischen Unsicherheit zeigt. Der Index wird auf Basis der Medienberichterstattung und der Meinungsunterschiede von Ökonomen zu wichtigen Wirtschaftskennzahlen berechnet. Die Großereignisse der vergangenen 20 Jahre mit der großen Finanzmarktkrise, der Staatsschuldenkrise, der Pandemie und dem russischen Überfall auf die Ukraine, hätten allerdings eine noch deutlich größere Unsicherheit verursachen können.
Laut Berechnungen der EU-Kommission hat die hohe Unsicherheit schon jetzt das BIP in der Eurozone um etwa 1,2 Prozentpunkte reduziert. Auffallend ist, dass die wirtschaftspolitische Unsicherheit in Deutschland besonders ausgeprägt ist. Das heißt, der negative Wachstumseffekt der hohen Unsicherheit betrifft die deutsche Wirtschaft überproportional stark. Das hängt einerseits mit den großen geopolitischen Unsicherheiten zusammen, die sich auf eine Exportnation wie Deutschland besonders auswirken, und andererseits mit der politischen Lage in Deutschland.
Die veränderte geopolitische Lage plus die verschärfte Konkurrenz aus China bedeutet, dass die nominalen deutschen Exporte in US-Dollar seit Mitte 2023 nicht mehr wachsen. Daran dürfte sich auch im Dezember (Freitag) erst einmal nichts Grundlegendes geändert haben. Dabei traf es vor allem den Export nach China sehr hart, der seit Ende 2021 um knapp 20 Prozent auf nur noch etwa 100 Mrd. USD gefallen ist. Dagegen belebte sich der Export in die USA erheblich, sodass die Sorge vor US-Strafzöllen in Deutschland natürlich groß ist.
Aber es gibt Hoffnung für die deutsche Industrie:
- So könnte nach der Wahl eine neue stabile Regierung entstehen, die wichtige Reformvorhaben angeht. Das sollte die Unsicherheit reduzieren und könnte zu einem merklichen Anspringen der Konsum- und Investitionsausgaben beitragen.
- Auch ist noch offen, welchen Kurs US-Präsident Donald Trump im Handelskonflikt einschlagen wird. Es besteht immer noch die Hoffnung, dass es zu einer konstruktiven Lösung kommen kann.
- Darüber hinaus hält US-Präsident Donald Trump den Schlüssel für einen Frieden in der Ukraine in der Hand: Im Jahr 2021 machten die Einnahmen aus dem Öl- und Gassektor etwa 36 bis 40 Prozent der gesamten Staatseinnahmen Russlands aus (seitdem könnte der Anteil sogar noch gestiegen sein). Diese Einnahmen resultierten hauptsächlich aus Exportzöllen, Fördersteuern und der Mineralgewinnungssteuer auf Öl und Gas. Das russische Öl wird fast ausschließlich über Schiffe exportiert. Schafft es Donald Trump, russische Öl-Exporte zu unterbinden, steigen die Chancen auf eine Verhandlungslösung und damit auf einen Wiederaufbau der Ukraine.
- Aufgrund der Leitzinssenkungen weltweit könnte der globale Industriezyklus langsam wieder in Gang kommen. Die weltweiten Einkaufsmanagerindizes der Industrie könnten hierfür am Montag Hinweise liefern.
- Es bestehen Chancen für einen größeren Stimulus in China in diesem Jahr.
- Die USA investierten in den vergangenen Jahren stark in den Fabrikneubau. Die Fabriken müssen zunehmend mit Maschinen ausgestattet werden, wovon deutsche Maschinenbauer profitieren könnten (siehe Abbildung 3).
Auch wenn Deutschland viele strukturelle Probleme hat, ist der Konjunkturzyklus immer noch intakt. Nach drei schwierigen Jahren kann es also im Verlauf 2025 durchaus wieder Erholungstendenzen geben. Die Daten für die deutschen Auftragseingänge (Donnerstag) und die Industrieproduktion (Freitag) dürften daher schon erste Anzeichen einer Bodenbildung senden.
Auch dürfte sich der Inflationsrückgang (Montag) in der Eurozone weiter fortsetzen und damit dem Leitzinssenkungszyklus der EZB anhaltend Rückenwind verleihen.
USA: Fragezeichen am Arbeitsmarkt
Viele Frühindikatoren für den US-Arbeitsmarkt haben sich im Januar deutlich eingetrübt. So scheinen viele Unternehmen im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen abgewartet und viele Neuanstellungen zurückgestellt zu haben. Im Dezember scheinen sie dann den Einstellungsstau abgebaut zu haben, sodass der Arbeitsmarktbericht überraschend positiv ausfiel. Im Januar droht nun aber wieder eine Rückkehr zum seit Mitte 2023 etablierten Trend einer steigenden Arbeitslosenquote (Freitag) und einem sinkenden Beschäftigungswachstum (Freitag).
US-Präsident Donald Trump dürfte sich dann als erster zu Wort melden und vehement Leitzinssenkungen fordern. Für die US-Notenbank wird es keine leichte Zeit werden.
Darüber hinaus werden noch die ISM-Indizes (Montag und Mittwoch) veröffentlicht. Hier dürften sich erste Anzeichen einer Belebung der Industrie zeigen. Vor dem Hintergrund der KI-Revolution wird sich der Fokus verstärkt auf die Produktivitätswachstumszahlen richten. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass ein höheres Produktivitätswachstum möglich sein kann.
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