Inflation Eurozone: Merklicher Rückgang für 2024 erwartet
Eurozone: rapider Inflationsrückgang erwartet
Der Inflationsschub in der Eurozone und in den USA hatte unterschiedliche Ursachen, was unterschiedliche Inflationsperspektiven impliziert. Wie mehrere Studien zeigen, war der Inflationsschub in der Eurozone überwiegend eine Folge der merklich gestiegenen Energiepreise sowie der Unterbrechungen der Lieferketten. Die Ursache war also überwiegend ein Angebotsschock, der in der Regel nur vorübergehend die Inflation anheizt. Aus einem Angebotsschock kann sich aber auch eine hartnäckige Inflation entwickeln, wenn es zu einem dauerhaften Anstieg der Inflationserwartungen der Unternehmen und der privaten Haushalte kommt. Die Folge ist dann nämlich eine Lohn-Preisspirale. Die gute Nachricht ist, dass die Inflationserwartungen der privaten Haushalte zuletzt deutlich gefallen sind. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass die Preissetzungsstrategien der Unternehmen und die Lohnforderungen der Arbeitnehmer hauptsächlich von den kurzfristigen Inflationserwartungen beeinflusst werden. In der Eurozone werden die Inflationserwartungen der privaten Haushalte im Rahmen der Umfrage zum Konsumentenvertrauen (Montag) abgefragt.
Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 15.9.2023
Die hohe Lohndynamik in der Eurozone scheint also überwiegend rückwärts gerichtet zu sein, da die Arbeitnehmer anscheinend den Reallohnverlust aufholen wollen. Es spricht also vieles dafür, dass die niedrigen Inflationserwartungen gekoppelt mit einer schwachen Wirtschaftsdynamik (siehe Einkaufsmanagerindizes am Dienstag und ifo-Index a Mittwoch) einen merklichen Rückgang der Inflation 2024 in der Eurozone bis auf 2,5 Prozent oder sogar darunter ermöglichen. Der Consensus liegt dagegen bei 2,7 Prozent.
Auch ein monetaristischer Blickwinkel spricht für einen deutlichen Rückgang der Inflation. So verzeichnete die Geldmenge M3 (Mittwoch), die noch im Januar 2021 mit einer Wachstumsrate von 12,6 Prozent frühzeitig ein Inflationswarnsignal lieferte, im August dieses Jahres ein nennenswertes negatives Wachstum von -1,3 Prozent. Die Geldmenge M3 umfasst dabei Geldmarktfonds und Festgelder, sodass Umschichtungen aufgrund des Zinsanstieges keine Rolle spielen. Vielmehr spiegelt die Geldmenge M3 (Mittwoch) die schrumpfende Kreditvergabe wider, was ein starkes Signal für eine deutlich fallende Inflation ist. Selbst in der großen Rezession 2008/2009 stagnierte die Geldmenge M3 nur.
Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand 15.8.2023
Vor diesem Hintergrund besteht für die EZB (Donnerstag) kein Grund mehr für weitere Leitzinserhöhungen in diesem Zyklus. Es ist jedoch durchaus möglich, dass die EZB das Tempo der Bilanzreduktion beschleunigen möchte und die Reinvestitionen fälliger Anleihen verringert. Auch ist noch offen, ob der Mindestreservesatz angehoben wird, sodass die EZB weniger Zinsen an die Banken zahlen muss.
USA: hartnäckige Inflation droht
In den USA zeigen die Studien dagegen, dass der Inflationsschub überwiegend auf einer exzessiven Nachfrage beruhte. Vor allem die großzügigen staatlichen Hilfen in der Pandemie haben infolge erheblicher Geldtransfers an die Konsumenten die Grundlage dafür geschaffen. Denn die privaten Haushalte waren von einer guten Konsumlaune geprägt und nutzten einen großen Teil der staatlichen Finanzhilfen für den Konsum.
Vor dem Hintergrund robust steigender Staatsausgaben in diesem Jahr, einem starken Arbeitsmarkt und einer anhaltend guten Konsumlaune könnte sich die US-Inflation als hartnäckig erweisen. So könnte das BIP (Donnerstag) im dritten Quartal um mehr als 3,5 Prozent gewachsen sein, was ein exzessives Nachfragewachstum deutlich über dem natürlichen Wachstum von etwa 2,0 Prozent impliziert. Zumal auch die kurzfristigen Inflationserwartungen laut der Umfrage der University of Michigan bei den Konsumenten zuletzt wieder gestiegen sind. Unsere Inflationsprognose für die USA von 3,0 Prozent ist dementsprechend auch höher als die Consensus-Prognose von 2,7 Prozent.
Interessanterweise ist auch in den USA ein fallendes Geldmengenwachstum zu beobachten, aber die Kreditvergabe expandiert noch moderat. Daher gibt es noch kein eindeutig monetaristisches Disinflationssignal wie in der Eurozone. Offensichtlich ist eine Beschleunigung der Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge zu beobachten.
Darüber hinaus werden noch die nicht sehr zuverlässigen Einkaufsmanagerindizes (Dienstag), die Neubauverkäufe (Mittwoch), die Aufträge (Donnerstag) und die Konsumausgaben (Freitag) veröffentlicht.
Japan: resilient
Die japanische Wirtschaft erntet nun langsam die Früchte des langen Reformprozesses – im Sinne einer resilienten Wirtschaft. So dürften die Einkaufsmanagerindizes (Dienstag) mehr oder weniger stabil geblieben sein. Gleichzeitig dürfte sich aufgrund der Währungsschwäche und steigender Rohstoffpreise die für japanische Verhältnisse hohe Inflation verfestigen: Inflation im Großraum Tokyo (Freitag).
Der ZEW-Index und Small Caps
In dem Buch "The Wisdom of the Crowd" wird eindrücklich beschrieben, dass bei unabhängig voneinander abgegebenen Expertenschätzungen (wenn also kein Herdenverhalten auftritt) die aggregierte Schätzung die besten Ergebnisse liefert. Daher ist auch der ZEW-Index ein nicht zu unterschätzender Frühindikator für die europäische Konjunktur (The Wisdom of the Economists).
Small Caps sind erfahrungsgemäß sehr konjunktursensitiv und antizipieren schon früh die zukünftige Konjunkturentwicklung – in der Regel etwa drei bis sechs Monate im Voraus. In der Vergangenheit lieferte daher der ZEW-Index mit seinem stetigen Blick auf die kommenden sechs Monate zwar nicht immer, aber überraschend oft schon frühzeitig Signale für die relative Wertentwicklung von Small Caps gegenüber Large Caps. Die überraschende Erholung des ZEW-Index in dieser Woche könnte daher ein Schritt in die richtige Richtung sein. Wenn der ZEW-Erwartungsindex für die Eurozone die Aufwärtstendenz fortsetzen und in den kommenden Monaten auf über 10 Punkte steigen sollte, würden die Chancen für eine Outperformance der Small Caps steigen.
Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 30.9.2023
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