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Gastbeitrag in der Sonderbeilage „Energie und Klima“ der Börsenzeitung - 16.7.2024 - Boris Anbinder

Energieversorger – ein interessanter Wachstumsmarkt

Im Zuge der Energiewende erlebt der Sektor eine Renaissance, die interessante Potenziale für Investoren bietet.

Der Energiesektor ist die Schlüsselbranche auf dem Weg zur Klimaneutralität. In Deutschland sollen mit dem schrittweisen Ausstieg aus der Kohle, dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Steigerung der Energieeffizienz bis zum Jahr 2030 65 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen eingespart werden. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung hat sich hierzulande in den vergangenen beiden Jahrzehnten deutlich erhöht. Zudem verzeichnet der Sektor gute Zuwächse bei Gewinnen und Dividenden. 

Noch vor zehn Jahren hatte die Branche vor allem mit Altlasten zu kämpfen, es gab eine hohe CO2- Intensität, kaum Wachstum und teilweise angespannte Bilanzen. Dann kamen die Energiewende sowie der Atomausstieg in Deutschland, und die Unternehmen mussten ihren Energiemix radikal verändern. Heute sehen wir visibles, strukturelles Wachstum. Zudem herrscht ein massiver Investitionsbedarf in den Bereichen Stromerzeugung und Netze, der sich über die kommenden Dekaden erstreckt. Die OECD-Länder rechnen mit einem Investitionsbedarf von 28 Billionen US Dollar bis 2040 im Bereich der Energieinfrastruktur. Diese werden nicht allein von den Staaten getragen werden können, was enorme private Investitionen erfordert. Kurzum: Der Sektor ist nicht mehr Teil des Problems, sondern der Lösung. Er fungiert als Partner, um die Gesellschaft klimaneutral zu gestalten.

Planungssicherheit für Investoren

Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist, dass Investoren heute mehr Planungssicherheit haben: Der regulative Rahmen seitens der EU ist gesetzt, die Unternehmen haben somit eine klare Perspektive. Das hat stabilere Erträge und höhere Bewertungen zur Folge. Zudem hat die EU-Kommission eine Strommarktreform vorgestellt, die Verbraucher besser vor Preisschwankungen schützen und unter anderem langfristige Verträge für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien fördern soll. Insgesamt sind die Versorger mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 12 günstig bewertet. Auch die Ausschüttungen sind mit einer erwarteten Dividendenrendite von ca. 5 Prozent für 2024 attraktiv. Erwartet wird zudem, dass die Dividenden bis 2026 um durchschnittlich 3 Prozent pro Jahr steigen.

Natürlich gilt es gegenwärtig auch das veränderte Zinsumfeld zu berücksichtigen. Denn gestiegene Zinsen bedeuten höhere Finanzierungskosten und Komponentenpreise, was die Unternehmen belastet. Das Ende des „billigen Geldes“ dürfte eine Marktbereinigung beschleunigen, weil die Renditeanforderungen an die Projekte steigen. Es wird also nicht mehr jedes unrentable Projekt nur wegen einer günstigen Finanzierung umgesetzt. Langfristig werden höhere Zinsen das Wachstum des Sektors jedoch nicht bremsen. Dafür sorgen auch die vielfältigen Förderungsmaßnahmen.

Wachstum durch Nachhaltigkeit | Metzler

Europa führend bei erneuerbaren Energien

Europäische Versorger sind aktuell weltweit führend bei erneuerbaren Energien. Dies liegt aus unserer Sicht an relativ hohen Strompreisen und den Energieeffizienzanforderungen an Unternehmen in Europa. Vor allem der Markt für Windenergie wächst sehr stark. Europäische Unternehmen haben bei der Projektplanung und -ausführung von komplexen Offshore-Windkraftanlagen klare Wettbewerbsvorteile. Doch diese Positionierung gilt es langfristig zu verteidigen. Denn neue, kapitalstarke Anbieter drängen in den Markt – darunter auch Energieriesen, die ihren eigenen Energiemix verändern müssen.

Bei der Analyse von Einzelwerten lohnt sich zunächst ein Blick auf die Ratings nach ökologischen und sozialen Kriterien sowie Aspekten guter Unternehmensführung (auf Englisch: Environmental, Social und Governance - kurz ESG), wobei deren Datenqualität angesichts der dynamischen Entwicklung unseres Erachtens nicht immer ausreichend ist. Viele Unternehmen entwickeln derzeit klare und stringente Pläne zur CO2-Reduzierung und zur Veränderung ihres Energiemixes. Das bedeutet, dass sich aktuell noch durchschnittliche Nachhaltigkeitsratings in den kommenden Jahren deutlich verbessern dürften. Deshalb ist eine eigene Fokusanalyse entscheidend. Grundsätzlich halten wir es im Energiesektor für sinnvoll, auf ein diversifiziertes Produktionsportfolio, das unter anderem Wind, Solar und Gas umfasst, sowie auf ein integriertes Geschäftsmodell, das neben der Energieproduktion auch Speicherung, Vertrieb und Netzinfrastruktur beinhaltet, zu setzen. Wichtig ist auch eine breite geografische Aufstellung der Unternehmen, denn entsprechende Firmen können Marktschwankungen besser ausgleichen.

Spannende Opportunitäten

Energieversorger sind die Schlüsselbranche auf dem Weg zur Klimaneutralität. Daher bieten sie sowohl aus ökologischer als auch wirtschaftlicher Sicht spannende Opportunitäten. Insbesondere europäische Unternehmen profitieren hier von der Planungssicherheit durch den regulativen Rahmen der EU und Wettbewerbsvorteile bei erneuerbaren Energien. Zudem unterstützen strukturelles Wachstum und ein massiver Investitionsbedarf den Sektor.

Börsen-Zeitung, erschienen am 06.07.2024,  Autor Boris Anbinder, Portfoliomanager, Metzler Asset Management

Boris Anbinder
Boris Anbinder

Portfoliomanager , Metzler Asset Management

Boris Anbinder, CESGA, ist seit 2013 bei Metzler. Er ist Portfoliomanager im Team Equities und verantwortlich für die Investmentstrategie European Dividend. Zudem verantwortet er die quantitative Analyse von Einzeltiteln, Sektoren, Investmentstilen und ESG-Screenings. Herr Anbinder erwarb 2012 den Bachelor of Science in Business Administration der Frankfurt School of Finance and Management und erlangte 2013 den Master of Finance (M. Sc.). Studienbegleitend arbeitete er bei der Metzler Asset Management GmbH und der Deutschen Bank AG. Zuvor absolvierte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Deutschen Bank AG in Frankfurt am Main. 

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