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Information für professionelle Anleger - 29.11.2024

hkk Anlagestrategie: Transformation zur Klimaneutralität fördern

Haus der Handelskrankenkasse, Hauptverwaltung hkk Bremen
Haus der Handelskrankenkasse, Hauptverwaltung hkk Bremen

Die hkk Krankenkasse (Handelskrankenkasse) ist eine der günstigsten gesetzlichen Krankenkassen und zählt mit mehr als 930.000 Versicherten zu den größten Krankenkassen. In der Kapitalanlage verfolgt die hkk eine nachhaltige Anlagestrategie und hat zusammen mit Metzler Asset Management ein aktiv verwaltetes, wirkungsorientiertes Anleiheportfolio aufgelegt. Um den Impact-Charakter der Anlagestrategie zu unterstreichen, wird neben dem Fokus auf „nachhaltige Investitionen“ ein positiver Beitrag zu ausgewählten UN-Nachhaltigkeitszielen angestrebt. Daniel Sailer, Leiter Sustainable Investment Office, sprach mit Christian Aselmann, Head of Finance der hkk Krankenkasse, über Impact Investing in der Praxis.

Daniel Sailer: Herr Aselmann, als erste gesetzliche Krankenkasse ist die hkk der globalen Nachhaltigkeitsinitiative der Vereinten Nationen für verantwortungsvolles Investieren (UN PRI) beigetreten. Warum dieser Schritt und was folgt daraus?

Christian Aselmann: Als gesetzliche Krankenkasse ist es ohnehin unsere Pflicht, mit den Geldern unserer Versicherten verantwortungsvoll umzugehen. Dies setzen wir auch in den Kapitalanlagen der hkk um und haben eine generelle nachhaltige Anlagestrategie implementiert.

Durch den Beitritt zur UN PRI untermauern wir diese eingeschlagene Strategie. Die Versicherten haben die Möglichkeit, sich in den jährlichen Berichten der UN PRI über die Umsetzung zu informieren. Zudem profitieren wir von dieser Initiative, da wir uns an den globalen Engagement-Aktivitäten der UN PRI beteiligen und somit einen größeren Beitrag zur ökologischen und sozialen Transformation leisten können als allein. Ein weiterer Nebenaspekt ist, dass wir das Thema des nachhaltigen Investierens im sozialen öffentlichen Sektor gerne vorantreiben und als positives Beispiel vorangehen möchten.

Sailer: Um die von Ihnen erwähnte „nachhaltige Anlagestrategie“ aufzugreifen: Wie sieht diese aus?

Aselmann: Wir unterscheiden unsere investierten Kapitalmarktanlagen in Betriebsmittel, Rücklagen und Altersrückstellungen. Über alle Segmente hinweg haben wir globale Ausschlusskriterien definiert. Diese setzen sich aus wertebasierten Kriterien, zum Beispiel dem Ausschluss von schweren Verstößen gegen die Prinzipien des UN Global Compact, und sektorbasierten Ausschlüssen, wie dem Verzicht auf Unternehmen aus dem Bereich der alkoholischen Genussmittel.

Darüber hinaus können die mandatieren Asset-Manager nachhaltige Anleihen in den jeweiligen Segmenten erwerben – hierzu zählen beispielsweise Green Bonds. Wir wollen damit die wirtschaftlichen Transformationsprozesse aktiv unterstützen. Unsere Aktieninvestments im Bereich der Altersrückstellungen orientieren sich an nachhaltigen Indizes, in denen ebenfalls nachhaltige Ausschlusskriterien angewendet werden.

Sailer: Mit Ihren Kapitalanlagen zielen Sie auch auf eine positive Wirkung. Welche Schwerpunkte setzen Sie und wie differenzieren Sie zwischen wirkungskompatiblen und wirkungseffektiven Investitionen?

Aselmann: Ein Teil der investierten Gelder für die Altersrückstellungen der hkk-Mitarbeitenden fließt in eine auswirkungsbezogene Anlagestrategie. In dieser Strategie soll die Portfolioallokation möglichst auf dieselben Sustainable Developments Goals (SDGs) abzielen, die wir als hkk in den Fokus unserer allgemeinen nachhaltigen Unternehmensstrategie gelegt haben. Der Vergleich mit einer konventionellen Benchmark zeigt dann den Anteil der wirkungskompatiblen Investitionen.

Da in dieser Strategie nur in Anleihen investiert wird, ist unser Beitrag auf das Wirken der Unternehmen oder Staaten wesentlich direkter als es bei einem Aktieninvestment der Fall wäre. Mit der Investition in sogenannte Green-, Social- oder Sustainability-Bonds lässt sich der Anteil von wirkungseffektiven Investitionen sicherstellen. Denn die dort investierten Gelder müssen direkt einem nachhaltigen Investitionszweck zugeordnet werden.

Die tatsächliche Auswirkung dieser nachhaltigen Anleihen muss vom Emittenten in Form von Impact-Reportings nachgewiesen werden. Im Rahmen der Anlageausschusssitzung berichtet der Asset-Manager über die Fortschritte. Im Anschluss können wir darüber transparent unsere Mitarbeitenden im Intranet informieren.

Sailer: Kommen wir auf ein ebenso aktuelles wie kontroverses Thema zu sprechen. Bei der Kapitalanlage orientiert sich die hkk unter anderem am 16. Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen. Dieses betont die Förderung friedlicher Gesellschaften und Investitionen. Wie stehen Sie zur These, zur Friedenssicherung seien auch Verteidigungsinvestitionen notwendig?

Aselmann: Nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist dieses – eigentlich schon klar geregelte Thema – plötzlich wieder auf die Agenda gerutscht. Dies ist für mich persönlich völlig unverständlich. So wichtig Waffen generell für das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft sind, beispielsweise für die Polizei, so eindeutig ist doch, dass Waffen niemals im Zusammenhang mit nachhaltigen Investments stehen können. Sie dienen doch in erster Linie dazu, jemanden zu verletzen oder gar zu töten.

Weiterhin ist es eine primäre Aufgabe des Staates, die innere und äußere Sicherheit eines Landes zu gewährleisten. Durch die Investition in Staatsanleihen beteiligen sich Investoren also bereits mittelbar an der Finanzierung der inneren und äußeren Sicherheit. Diese Staatsanleihen können aus meiner Sicht auch Teil eines nachhaltigen Portfolios sein, denn eine ausschließliche Nutzung des Kapitals für die Finanzierung von Waffen liegt nicht vor. Eine direkte Finanzierung der Rüstungskonzerne im Kontext von nachhaltig ausgerichteten Investitionsstrategien ist meiner Meinung nach daher nicht notwendig.

Sicherlich bleibt es jedem Investor freigestellt, Wertpapiere von Rüstungskonzernen zu erwerben. Doch im Gleichklang mit dem Anspruch, nachhaltig zu agieren, öffnet dies Tür und Tor für „Greenwashing“-Vorwürfe der gesamten nachhaltigen Aktivitäten. Die hkk hat deshalb in ihrer Anlagestrategie klar geregelt, dass sämtliche Investitionen in Rüstungskonzerne vom gesamten Anlageuniversum ausgeschlossen sind – unabhängig vom jeweiligen Investitionsvehikel.

Zusammengefasst kann man sagen, dass Rüstungsinvestments zwar notwendig sind für die Gesellschaft, aber gleichzeitig noch lange nicht nachhaltig sind.

Sailer: Das ist ein klares Statement. Kommen wir zur Klimastrategie der hkk: Als Krankenkasse haben Sie sich das Ziel gesetzt, spätestens 2030 klimaneutral zu sein. Planen Sie perspektivisch ähnliche Ziele für die Ausrichtung der Kapitalanlagen?

Aselmann: In unserer aktuellen Anlagestrategie spiegelt sich das Ziel der Klimaneutralität bis 2030 nicht direkt wider. Dies hat den Hintergrund, dass sich bereits heute schon ein klimaneutrales Portfolio aufstellen ließe, wenn man darauf verzichten würde, in rohstoffintensive Branchen wie die Zement- oder Chemieindustrie zu investieren. Ein solches Portfolio hat aus unserer Sicht allerdings nur eine geringe Aussagekraft, und wir halten einen Verzicht auf Investitionen in solche CO2-intensiven Unternehmen für wenig sinnvoll.

Vielmehr wollen wir mit unserer Anlagestrategie darauf abzielen, die Unternehmen mit aktuell hohen Treibhausgasemissionen bei ihrer Transformation hin zur Klimaneutralität zu unterstützen. Dies geht jedoch nur, wenn wir den Unternehmen hinreichend Investitionskapital zur Verfügung stellen.

Nichtsdestotrotz werden wir uns die Entwicklung der Unternehmen mit Blick auf die Treibhausgasemissionen genau anschauen. Und wenn wir auf dem Weg bis 2030 feststellen, dass die notwendigen Transformationen ausbleiben, dann werden wir gegebenenfalls Desinvestments vornehmen.

Christian Aselmann, hkk in Bremen
Christian Aselmann

Christian Aselmann befasst sich schon lange aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Seit Oktober 2022 ist er Abteilungsleiter Finanzen bei der hkk in Bremen. Zuvor arbeitete er acht Jahre lang als Portfoliomanager und Sustainable Investment Officer bei einem Asset-Manager in Hamburg. Er ist studierter Volkswirt (Bachelor of Science) von der Universität in Münster und hat einen Masterabschluss in Management (Finance) von der Universität in Mainz.

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