Wie stark sind die Abschwungstendenzen in den USA?
US-Arbeitsmarktbericht im Fokus
Unser eigenentwickelter globaler Konjunkturindikator signalisiert seit Ende Oktober moderat rezessive Tendenzen für die Weltwirtschaft in den kommenden Monaten. Das heißt, der Konjunkturindikator zeigt implizit auch eine merkliche Verlangsamung der US-Konjunktur an, die in diesem Jahr bisher sehr resilient war: Unternehmensinvestitionen wuchsen dynamisch, und der Arbeitsmarkt war robust.
Es mehrten sich jedoch die Anzeichen dafür, dass die Unternehmen ihre Investitionspläne zuletzt kürzten, was sich auch in einer geringeren Dynamik am Arbeitsmarkt (Freitag) widerspiegeln dürfte. So dürfte die Arbeitslosenquote zwar stabil geblieben sein, der Beschäftigungsaufbau könnte sich jedoch weiter in Richtung 100.000 neue Stellen pro Monat verlangsamt haben. Bereits am Dienstag werden die Zahlen zu den offenen Stellen veröffentlicht, die im Jahresverlauf schon deutlich gesunken sind. Darüber hinaus wird sich der Fokus beim Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors (Dienstag) auf die Beschäftigungskomponente richten.
Grundsätzlich sehen wir eine merkliche Abschwächung des Wachstums in den USA auf ein Wirtschaftswachstum von nur 0,5 Prozent im Jahr 2024. Maßgeblicher Bremsfaktor ist dabei die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank. Viele Unternehmen und private Haushalte mussten 2023 nicht refinanzieren und waren daher kaum vom Zinsanstieg betroffen. 2024 wird sich der Refinanzierungsbedarf voraussichtlich deutlich erhöhen, sodass die gestiegenen Zinsen zunehmend belasten. Es dauert somit in diesem Zyklus ungewöhnlich lange, bis die Geldpolitik wirkt.
Wir erwarten jedoch kein negatives Wirtschaftswachstum, da neue Technologien wie die künstliche Intelligenz schon viel früher als gedacht von den Unternehmen eingesetzt werden können. Dementsprechend lässt sich eine merkliche Beschleunigung des Produktivitätswachstums (Mittwoch) beobachten. Grundsätzlich bestehen dadurch auch sehr gute Wachstumsperspektiven für 2025, nämlich dann, wenn die US-Notenbank den Leitzins 2024 wieder merklich senkt.
Eurozone: Deutsche Daten im Fokus
Das Volumen der deutschen Exporte (Montag) erreichte im dritten Quartal 2022 den bisherigen Hochpunkt. Seitdem gingen die realen Exporte knapp 3,0 Prozent zurück. Die deutsche Industrieproduktion (Donnerstag) ist dagegen schon seit 2017 um mehr als 12 Prozent gesunken. Offensichtlich werden innerhalb Deutschlands weniger Industriegüter nachgefragt, was auch ein Ausdruck der deutschen Konsumschwäche ist. Einen Blick in die Zukunft erlauben die deutschen Auftragseingänge (Mittwoch) – sowohl der Einkaufsmanagerindex als auch der ifo-Index sprechen für einen merklichen Rückgang im Oktober.
Die deutsche Industrie hat noch keine Antwort auf die veränderte geopolitische Lage, auf die höheren Energiepreise, auf den Fachkräftemangel und auf die politischen Unsicherheiten nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimafonds der Bundesregierung gefunden.
Grundsätzlich dürften die Energiepreise in Deutschland hoch bleiben. Die Stromproduktion basiert zwar immer stärker auf alternativen Energien, die kostengünstig sind. Es müssen aber traditionelle Kohle- und Gaskraftwerke in gleichem Umfang bereitgestellt werden, sodass die Stromproduktion in Deutschland auch ohne Wind und Sonne, also während der sogenannten Dunkelflauten, ausreichend ist. Diese Struktur doppelter Kapazitäten ist teuer und muss auf die Abnehmer umgelegt werden. Auch in Zukunft wird Deutschland Wasserstoff, Erdgas und andere Energieträger in großem Umfang importieren müssen. Die Energiepreise werden also voraussichtlich hoch bleiben und die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen einschränken. Vor diesem Hintergrund braucht es politische Lösungen, vor allem, um die strategisch wichtigen energieintensiven Produktionen in Deutschland zu halten.
Japan: Schwache Lohndynamik im Fokus
Die Inflation scheint sich wieder abzuschwächen – so rechnet der Konsensus laut Bloomberg mit einem Rückgang der Inflation im Großraum Tokio (Dienstag) auf 3,0 Prozent im November. Im Januar erreichte die Inflation noch einen Wert von 4,4 Prozent. Der Grund dafür ist, dass der Inflationsdruck infolge steigender Rohstoffpreise und einer schwachen Währung nachlässt. Die Rohstoffpreise und der Außenwert des japanischen Yen haben sich zuletzt mehr oder weniger stabilisiert. Und binnenwirtschaftlich gibt es so gut wie keinen Inflationsdruck. So verlangsamte sich die Dynamik bei den Löhnen (Freitag) zuletzt wieder auf eine Wachstumsrate von nur 1,6 Prozent. Die Bank von Japan schätzt, dass ein Lohnwachstum von etwa 3,0 Prozent im Einklang mit dem Inflationsziel von 2,0 Prozent steht. Die japanischen Arbeitnehmer erleiden damit immer noch einen Reallohnverlust. Dementsprechend ist mit einem Rückgang der Konsumausgaben (Freitag) von etwa 3,0 Prozent im Oktober zu rechnen.
Vor diesem Hintergrund gibt es keinen Anlass für die Bank von Japan, ihre Geldpolitik auf absehbare Zeit zu ändern. In gewissem Maße stellt sich aber die Frage nach dem Sinn der ultralockeren Geldpolitik. Ein Wirkungskanal der ultralockeren Geldpolitik ist die Währung. Der reale handelsgewichtete japanische Yen fiel im Oktober auf das niedrigste Niveau seit Aufzeichnung der Daten im Januar 1970. Trotzdem wuchs der reale Export nur um 0,8 Prozent seit Jahresanfang. Die japanischen Unternehmen haben überall auf der Welt Produktionsstätten, sodass sie die Nachfrage vor Ort mit der Produktion vor Ort befriedigen können. Der Export reagiert somit kaum noch auf die schwache Währung. Diese bedeutet jedoch gleichzeitig hohe Importpreise und damit einen Wohlstandsverlust für die japanische Bevölkerung. Per saldo scheint also der schwache japanische Yen der japanischen Volkswirtschaft zu schaden. Auch trug die ultralockere Geldpolitik bisher nicht zu einer nennenswerten Belebung der Kreditvergabe bei – ein zweiter wichtiger Wirkungskanal der ultralockeren Geldpolitik.
Die große Hoffnung der japanischen Geldpolitik ist eigentlich, mit ihrer ultralockeren Ausrichtung die Deflationspsychologie der Bevölkerung zu ändern: Japanerinnen und Japaner sollen mehr konsumieren und mehr von ihrem über die vergangenen Jahrzehnte aufgebauten, riesigen Vermögen ausgeben.
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