Aktienmärkte weiterhin grundsätzlich attraktiv – gute Opportunitäten bei Einzeltiteln
Trotz zahlreicher Unsicherheitsfaktoren ist unser Hauptszenario – ein wirtschaftliches "Soft-Landing" in Kombination mit dem eingeleiteten Zinssenkungszyklus – grundsätzlich unterstützend für Aktien. Aufgrund der starken Wertentwicklung einiger Märkte und Segmente im bisherigen Jahresverlauf bleiben wir in unserer Anlagestrategie jedoch weiterhin selektiv, zumal dadurch das Potenzial für zwischenzeitliche Rückschläge gestiegen ist.
Heterogene Performance, große Bewertungsunterschiede
Ein Blick auf die Performance der Märkte, Sektoren, Themen und Einzeltiteln zeigt, wie heterogen das Bild in den letzten Monaten und Quartalen war. So favorisieren Anleger weiterhin US-Aktien. Hier hat sich der Outperformance-Trend nach dem eindeutigen Wahlsieg Donald Trumps noch einmal beschleunigt. Europäische Aktien sind weiterhin wenig nachgefragt. Die politische Unsicherheit im Zusammenhang mit den vorgezogenen Bundestagswahlen und der Regierungskrise in Frankreich sowie der anhaltende Ukraine-Krieg belasten das Sentiment. Aktive wie passive Europa-Aktienfonds verzeichnen unverändert netto Kapitalabflüsse.
Die Unterschiede in der Wertentwicklung spiegeln sich auch in ausgeprägten Bewertungsdifferenzen wider. Ein Blick auf die Risikoprämien bestätigt dieses Bild: Der US-Markt hat eine Bewertungsrelation erreicht, die nahe an den historischen Höchstständen liegt, wenngleich die Situation nicht vergleichbar ist mit der Zeit der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende. Im Vergleich zu der Situation in den USA sind europäische Aktien deutlich niedriger bewertet. So sind zum Beispiel europäische Nebenwerte im Vergleich zu ihrer historischen Bewertung sehr attraktiv und auch generell sehen wir selektiv interessante Opportunitäten für Stock-Picker in diesem "polarisierten" Umfeld.
Implikationen des Trump-Wahlsieges
Der überraschend deutlich ausgefallene Wahlsieg von Donald Trump hat weitreichende Konsequenzen für das Investmentumfeld, was sich bereits teilweise in den Marktbewegungen widerspiegelt. Themen wie Steuern, Deregulierung, Zölle, Handelskonflikte und eine Neuausrichtung der Außenpolitik werden das Aktienmarktumfeld im Jahr 2025 prägen. Es ist zu erwarten, dass die US-Wirtschaft in der kommenden Zeit ein stärkeres Wachstum als die europäische Wirtschaft verzeichnen wird. Vor diesem Hintergrund achten wir bei der Aktienauswahl auf eine globale Aufstellung und möglichst resiliente beziehungsweise flexible Lieferketten.
Entspannung im Ukraine-Konflikt?
Es bleibt abzuwarten, wie die neue US-Regierung ihren im Wahlkampf versprochenen Plan zur Beendigung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in die Tat umsetzen wird. Eine mögliche Entspannung ist aber ein Szenario, auf das sich Anleger vorbereiten sollten. Europäische Aktien könnten in diesem Fall profitieren, da eine Normalisierung der Energiepreise europäische Firmen begünstigen würde. Außerdem könnte das Thema des Wiederaufbaus der Ukraine für positive Stimmung sorgen, insbesondere bei zyklischen Werten, die in den letzten Monaten stark gelitten haben.
Wann verbessert sich die Marktbreite nachhaltig?
Im Jahr 2024 beobachteten wir Perioden, in denen sich die Marktbreite zu verbessern schien. Am Ende wurde die Wertentwicklung des taktgebenden US-Aktienmarktes allerdings erneut maßgeblich von wenigen, hoch kapitalisierten Einzelwerten dominiert. Besonders im Halbleitersektor waren stark divergierende Trends festzustellen.
So stieg Nvidia, der Schlüsselanbieter von Technologie für KI-Entwicklung, im Jahresverlauf zum wertvollsten globalen Unternehmen auf, während etwa die Hälfte der im Halbleiterindex SOX notierten Titel Verluste verzeichnete. Daher stellt sich für Investoren erneut die Frage, ob es im Jahr 2025 zu einer Verbreiterung des Aufschwungs kommen wird. Wir sehen hier zunehmend Chancen, insbesondere im Kontext einer möglichen zyklischen Erholung. Entsprechend erwarten wir Anlagechancen bei Einzeltiteln auch abseits der sehr hoch kapitalisierten Unternehmen.