USA: Housing is the business cycle
Der US-amerikanische Wohnimmobilienmarkt gilt traditionell als konjunktureller Frühindikator – und liegt in der schnellen und sensiblen Reaktion dieser Branche auf Veränderungen der monetären Rahmenbedingungen begründet. Vor diesem Hintergrund dient der Wohnimmobilienmarkt regelmäßig als Barometer für die aktuelle Ausrichtung der (restriktiven oder expansiven) Geldpolitik. Insbesondere die Verkaufszahlen von Neubauten erweisen sich als verlässlicher Proxy-Indikator für die allgemeine Marktlage – eine Entwicklung, die sich auch in der jüngeren Vergangenheit deutlich abzeichnete.
Die Grafik oben illustriert eindrücklich, wie die geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen während der Coronapandemie zu einer schnellen Belebung der Nachfrage nach Wohnimmobilien führten. Mit einer Verzögerung von etwa sechs bis neun Monaten folgte daraufhin ein deutlicher Aufschwung der Realwirtschaft. In der Folge der Leitzinserhöhungen der US-Notenbank kühlte die Nachfrage nach neuen Wohnimmobilien merklich ab. Auffällig ist jedoch, dass das Wirtschaftswachstum nicht in gleichem Maße nachgab, wie es die Datenlage hätte vermuten lassen. Dies deutet auf eine bemerkenswerte Resilienz der US-Wirtschaft hin, die vor allem durch hohe Staatsausgaben gestützt wurde. Bis April 2024 erholten sich die Verkaufszahlen von Neubauten merklich, was zugleich den Optimismus in Bezug auf die gesamtwirtschaftlichen Wachstumsperspektiven befeuerte.
Im April 2024 erreichten die Neubauverkäufe einen Wert von 730.000 Einheiten. In den Folgemonaten folgte jedoch ein spürbarer Rückgang: Im Mai sanken die Verkäufe auf 621.000 Einheiten, im Juni auf 617.000 Einheiten. Sollten sich die Verkaufszahlen bis zum Jahresende auf dem Niveau von Juni stabilisieren, wäre dies ein deutliches Signal für eine bevorstehende konjunkturelle Abschwächung (siehe Grafik). Die Entwicklung der Neubauverkäufe, deren nächste Veröffentlichung am Freitag erwartet wird, wird daher in den kommenden Monaten als entscheidender Indikator für die Rezessionsrisiken im Fokus stehen.
Parallel zu den gestiegenen Konjunkturrisiken hat sich auch die Inflationsdynamik deutlich abgeschwächt. So verzeichnete die Kerninflation in der dreimonatigen Dynamik im Juli lediglich einen Anstieg von etwa 1,8 Prozent. Der Konsumentenpreisdeflator ohne Energie- und Lebensmittelpreise, auf dem das Inflationsziel der US-Notenbank basiert, könnte im Juli in der Dynamik über drei Monate sogar auf etwa 1,5 Prozent gesunken sein – also deutlich unter das Inflationsziel von 2,0 Prozent.
Diese schwache Inflationsdynamik spricht dafür, dass die US-Notenbank auf ihrer nächsten Sitzung im September eine Zinssenkung in Erwägung ziehen wird. Traditionell bietet sich die Rede von Notenbankpräsident Jerome Powell auf der Konferenz in Jackson Hole an, um eine geldpolitische Trendwende anzukündigen. Powell wird sich voraussichtlich offenhalten, ob der Zinsschritt im September dieses Jahres 25 oder 50 Basispunkte betragen wird, da bis dahin noch zahlreiche wichtige Inflations- und Konjunkturdaten veröffentlicht werden.
Angesichts der aktuellen Lage erscheint ein Zinsschritt von 50 Basispunkten wahrscheinlicher.
Eurozone: Konsum enttäuscht
Eigentlich war die stetige Verbesserung des Konsumentenvertrauens (Donnerstag) von -28,6 im September 2022 bis auf zuletzt -13,0 ein Signal für eine Belebung des Konsums (der historische Durchschnitt liegt bei -10,5). Tatsächlich entwickelte sich der Konsum in der Eurozone bisher eher schleppend. Die Konsumenten scheinen trotz der Reallohnsteigerungen, des stabilen Arbeitsmarktes und des Ausbleibens von Krisen immer noch verunsichert. Darüber hinaus scheinen auch die hohen Zinsen eine vielleicht sogar magische (Spar-) Kraft auszuüben und so den Konsum zu bremsen.
Wahrscheinlich muss also die EZB den Leitzins noch stärker senken, bis es zu einem kräftigeren Konsumaufschwung kommt. Für eine Leitzinssenkung im September spricht unter anderem auch, dass die Konjunkturdynamik nachzulassen scheint. So war von Oktober 2023 bis Mai 2024 eine erhebliche Verbesserung der Einkaufsmanagerindizes (Donnerstag) zu beobachten. Im Juni und Juli ging es etwas überraschend wieder abwärts, da wahrscheinlich die erwartete Konsumbelebung ausblieb.
Aufgrund der schwachen Konjunkturdynamik in China und den Abschwächungstendenzen in den USA könnte sich der Abwärtstrend der Einkaufsmanagerindizes im August fortsetzen – vor allem in der Industrie.
Die konjunkturelle Abschwächung haben also die Eurozone und die USA gemein. In den USA fällt die Inflation jedoch deutlich stärker als in der Eurozone, wo sie noch merklich hartnäckiger ist. Vor diesem Hintergrund hat die US-Notenbank mehr Spielraum, den Leitzins schneller und in größeren Schritten zu senken als die EZB. Die Folge dürfte eine Aufwertung des Euro-Wechselkurses gegenüber dem US-Dollar sein.
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