Infrastrukturinvestments in Zeiten des Klimawandels
Die für viele Investoren wichtige Asset-Klasse Infrastruktur dürfte trotz Herausforderungen besonders vom Klimawandel und der Fokussierung auf Nachhaltigkeit profitieren. Denn um die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern, werden zahlreiche Investitionen in Infrastrukturthemen notwendig. Zusätzlich führen globale Megatrends zu vielen neuen Anlagechancen. Nicht zuletzt bergen diese Investitionen allerdings auch Risiken, die eine tiefergehende ESG-Analyse notwendig machen.
Die Investitionen sind beträchtlich, die vor allem institutionelle Anleger in den vergangenen Jahrzehnten in private, meist nicht börsennotierte Infrastrukturunternehmen getätigt haben. Der auf Infrastrukturdaten spezialisierte Datenanbieter InfraMetrics geht davon aus, dass das weltweite Anlagevolumen bis Ende 2023 bei etwa 4,1 Bio. US-Dollar lag. Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen, denn Megatrends wie Dekarbonisierung, Dezentralisierung, Digitalisierung oder eine alternde Bevölkerung erfordern massive Investitionen und machen die Beteiligung des Privatsektors an Infrastrukturinvestitionen notwendiger denn je.
ESG-Kriterien immer wichtiger bei Infrastrukturinvestments
Bei der Analyse von Infrastrukturinvestments sind ESG-Aspekte zentral. So treiben das gestiegene Informationsbedürfnis der Anleger und regulatorische Anforderungen die Notwendigkeit von umfangreicher ESG-Datenerfassung und Nachhaltigkeitsanalysen voran. Vor allem aber für das Chancen- und Risikomanagement werden ESG-Informationen immer wichtiger. Denn einerseits haben Bau, Betrieb und Instandhaltung von Infrastruktur Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft – der Infrastruktursektor ist für fast 80 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Andererseits wirken sich Nachhaltigkeitsthemen auf das Geschäft von Infrastrukturunternehmen aus. Aus beiden Effekten ergeben sich bewertungsrelevante Auswirkungen auf Infrastrukturinvestments.
Bei der Integration von ESG-Informationen in den Investmentprozess sollte ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden, der eine Bottom-up-Bewertung mit der Analyse industrie- und länderspezifischer Nachhaltigkeitsfaktoren verbindet. Neben Risiken sollten auch Chancen im Fokus stehen. Denn Megatrends wie die globale Dekarbonisierung und neue Technologien führen dazu, dass Anlegern im Infrastrukturbereich heute mehr dezidiert nachhaltige Investitionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen als früher – etwa hocheffiziente Photovoltaikanlagen, Verfahren zur Kohlenstoffabscheidung (Carbon Capture) oder leistungsfähigere Batterien. ESG bedeutet also auch Markt- und Wachstumschancen zu erkennen und daran zu partizipieren.
Risikoprofil von Infrastrukturinvestments getrieben durch den Klimawandel
Zu den zentralen materiellen Risikofaktoren von Infrastrukturinvestments zählen Transitionsrisiken, die sich aus dem Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ergeben, und physische Risiken infolge einer Zunahme extremer Wetterereignisse. Beide Risiken sollten Investoren kennen und proaktiv managen. So besteht für Infrastrukturanleger das Risiko finanzieller Verluste, wenn Infrastruktur, die nicht klimaschutzkonform ist, weniger nachgefragt oder höher besteuert wird. Zusätzlich sind die Schäden durch Naturkatastrophen schon heute enorm. Der globale Rückversicherer Munich Re berichtet allein für das Jahr 2023 von Schäden weltweit (versichert und unversichert) in Höhe von 250 Mrd. US-Dollar, Tendenz steigend.