Weltwirtschaftsausblick: Der Tanz auf dem Vulkan
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Die Weltwirtschaft gleicht derzeit einem Tänzer auf schwankendem Boden – bisher beschwingt, doch zunehmend aus dem Takt gebracht durch politische Stolperfallen und eine zunehmende Unsicherheit. Zwar ist das globale Wachstum bislang robust geblieben, doch die Zeichen mehren sich, dass 2025 ein Jahr erhöhter Risiken wird. Die Rezessionswahrscheinlichkeit in den USA und weltweit ist hoch.
US-Wirtschaft bereitet größte Sorgen
Im Zentrum der Sorgen steht die US-Wirtschaft. Noch wird sie von einem soliden Fundament aus Beschäftigungszuwachs und lebhafter Investitionstätigkeit getragen. Doch vier Gefahrenquellen bedrohen das Fundament: eine wachstumszerstörende Zollpolitik, ein Stimmungsumschwung bei Unternehmen infolge der protektionistischen US-Handelspolitik, Arbeitsmarktengpässe durch migrationshemmende Maßnahmen sowie die begrenzte Handlungsfähigkeit der Fed. Angesichts dessen haben wir unsere Wachstumsprognose für 2025 auf nur noch null Prozent reduziert und erwarten somit eine US-Rezession. Zugleich zeichnet sich eine tendenziell anziehende Kerninflation ab, was aus unserer Sicht kaum Spielraum für Leitzinssenkungen lässt.
Quelle: Metzler
Stand: 7.4.2025
China mit Belebungstendenzen
Ein Lichtblick kommt aus Fernost: Die chinesische Wirtschaft zeigt sich zum Jahresauftakt überraschend dynamisch. Vorgezogene Exporte im Vorfeld des US-Zollschocks, fiskalische Impulse und eine gelockerte Geldpolitik haben das Wachstum im ersten Quartal merklich belebt. Dennoch droht dies wohl nur ein Strohfeuer zu sein – spätestens zur Jahresmitte ist mit spürbaren Belastungen durch die US-Handelspolitik zu rechnen. Um gegenzusteuern, könnte Peking umfassende Maßnahmen zur Stimulierung des Konsums beschließen. Für das Gesamtjahr 2025 erwarten wir daher ein resilientes Wirtschaftswachstum.
Deutschland wird wieder zum Wachstumsmotor in Europa
In Europa kommt endlich Bewegung auf – zumindest in fiskalischer Hinsicht. Deutschland, bislang ein Musterknabe in Sachen Haushaltsdisziplin, hat mit der Reform der Schuldenbremse und dem Sondervermögen den Weg für öffentliche Infrastrukturinvestitionen und für höhere Militärausgaben geebnet. Der Koalitionsvertrag geht in die richtige Richtung und sieht unter anderem Steuererleichterungen für Unternehmen vor. Schon die Aussicht auf höhere Staatsausgaben hat die Konjunkturerwartungen – etwa im ZEW-Index – zuletzt spürbar steigen lassen.
Deutschland könnte damit einen entscheidenden Fehler vermeiden, den Japan in den 1990er-Jahren beging: Dort beschränkte man sich erfolglos auf punktuelle, kurzfristige Konjunkturprogramme. Erfolgversprechender ist es dagegen, den Unternehmen eine mittelfristige Perspektive auf eine stabile hohe Nachfrage zu geben. Erst dann besteht die Bereitschaft, Kapazitäten auszubauen, was einen selbsttragenden Aufschwung auslösen kann. Vor diesem Hintergrund bestehen gute Chancen auf ein resilientes deutsches Wachstum in den nächsten Jahren. Gleichzeitig muss sich die Wirtschaftspolitik jedoch darauf fokussieren, keine übermäßigen Inflationsrisiken einzugehen.