Gibt es schon erste Anzeichen einer Vertrauenskrise in die US-Notenbank?
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Wie kann ein solcher Vertrauensverlust gemessen werden?
Die Wahrung der Preisstabilität ist in der Regel die zentrale Aufgabe einer Zentralbank. Weltweit definieren Zentralbanken überwiegend Preisstabilität als eine Inflationsrate von etwa 2,0 Prozent. Tatsächlich zeigen die jüngsten Erfahrungen, dass sogar Inflationsraten von bis zu 4,0 Prozent von der Bevölkerung immer noch als Preisstabilität wahrgenommen werden. Erst bei Inflationsraten von über 4,0 Prozent wird verstärkt nach dem Begriff „Inflation“ bei Google gesucht.
Haben die Finanzmarktakteure somit Vertrauen in die Zentralbank, dann preisen sie in Inflationsswaps oder inflationsgeschützten Staatsanleihen eine stabile Inflationsrate von etwa 2,0 Prozent für die gesamte Zukunft ein. Natürlich kann es immer wieder zu exogenen „Preisschocks“ kommen, wie in einer Pandemie oder durch Zölle, die die Zentralbank nicht beeinflussen kann. Die Zentralbank kann aber dafür sorgen, dass die Inflation nach einem Preisschock schnell wieder auf das Inflationsziel zurückkehrt.
Quellen: Bloomberg, Metzler; Stand: 22.4.2025
Genau dieses Bild zeigen derzeit die US-Inflationsswaps. Für die kommenden zwölf Monate wird derzeit eine Inflationsrate von knapp unter 3,5 Prozent eingepreist – aufgrund des inflationären Effekts der Zölle. Der Inflationsswap für die darauf folgenden zwölf Monate – also von April 2026 bis April 2027 – handelt dagegen bei einer Inflationsrate von etwa 2,3 Prozent, was in etwa dem Inflationsziel der US-Notenbank entspricht. Darüber hinaus ist erkennbar, dass die 1-Jahres-Inflationsswaps für in einem Jahr und in zwei Jahren in den vergangenen Tagen nicht auf die Angriffe von US-Präsident Donald Trump auf US-Notenbankpräsident Jerome Powell reagiert haben. Sie blieben nahe der 2,0 Prozent-Marke verankert. Das heißt, die Finanzmärkte sehen derzeit in den Angriffen des US-Präsidenten auf den US-Notenbankpräsidenten eher einen Versuch, einen Sündenbock für die absehbar schwachen Konjunkturdaten zu finden. Sollte die US-Notenbank jedoch in der Zukunft unter den verstärkten politischen Einfluss des US-Präsidenten geraten, würde das Primat der Preisstabilität verloren gehen, und es würde ein Szenario einer ausgeprägten Währungsschwäche bei einer gleichzeitig höheren Inflation drohen. Eine Blaupause dafür sind die Entwicklungen in der Türkei in den vergangenen Jahren. Der Inflationsswap-Markt könnte sehr sensitiv auf neue Nachrichten reagieren und somit ein Frühindikator für eine sich entwickelnde Vertrauenskrise sein. Immerhin ist es eine gute Nachricht, dass derzeit das Vertrauen in die US-Notenbank immer noch komplett unbeschädigt ist.
Erste Signale einer Schwäche der US-Konjunktur
Es mehren sich die durch die US-Zollpolitik verursachten wirtschaftlichen Schadensmeldungen. So wurden schon Anfang April etwa 64 Prozent weniger Containerschiffe für die Fahrt von China in die USA gebucht. Dadurch, dass weniger Container in den USA ankommen, ist der Transport von Gütern auf der Straße in den USA erheblich gesunken. Experten sprechen schon davon, dass in einigen Monaten viele Regale in den Supermärkten leer bleiben könnten. Diese negativen Effekte werden aber erst später in den Konjunkturdaten sichtbar werden.
Zuvor ist aber noch mit einem starken Konsum (Mittwoch) zu rechnen, da viele Konsumenten noch vor den Zollerhöhungen auf Einkaufstour gegangen sind. Der robuste Konsum dürfte den negativen Effekt der sehr defizitären Handelsbilanz (Dienstag) auf das Wirtschaftswachstum ausgeglichen haben, sodass noch ein Nullwachstum (Mittwoch) im ersten Quartal möglich sein könnte. Im zweiten Quartal dürfte jedoch aufgrund einer Konsumschwäche das Wirtschaftswachstum negativ werden. Ein wichtiger Indikator dafür ist das Konsumentenvertrauen (Dienstag). Auch ist der Arbeitsmarkt traditionell spätzyklisch und dürfte daher noch keine Anzeichen einer Schwäche zeigen: Zahl der offenen Stellen (Dienstag) und Beschäftigungswachstum (Freitag).
Die Leitzinssenkungen der EZB wirken
Die Kreditvergabe (Dienstag) in der Eurozone beschleunigte sich in den vergangenen Monaten merklich. Die Leitzinssenkungen der EZB seit Juni vergangenen Jahres haben also den gewünschten Effekt. Die Bankenumfrage der EZB Anfang April zeigte eine solide Kreditnachfrage – insbesondere von den Konsumenten – und mehr oder weniger stabile Kreditstandards der Banken. Der Kreditzyklus ist also in einem Aufschwung, der noch lange anhalten dürfte, da wir noch mit drei Leitzinssenkungen der EZB bis auf 1,5 Prozent rechnen.
Der anhaltend positive Kreditimpuls auf die Wirtschaft der Eurozone hat uns auch davon abgehalten, die Wachstumsprognose weiter zu reduzieren.
Quellen: Europäische Zentralbank, Metzler; Stand: 24.4.2025
Dementsprechend rechnen wir mit einem positiven Wirtschaftswachstum (Mittwoch) von etwa 0,3 Prozent zum Vorquartal. Auch der Geschäftsklimaindex der EU (Dienstag) könnte sich trotz aller Turbulenzen und Zollunsicherheiten im April einigermaßen stabil entwickelt haben.
Gleichzeitig rechnen wir mit einem merklichen Rückgang der Inflation in den kommenden Monaten – so schwächte sich die Lohndynamik merklich ab und der Handelskrieg wirkt für Europa disinflationär. Im April könnte es jedoch zu einem vorübergehenden Anstieg der Kerninflation (Freitag) von 2,4 Prozent auf 2,6 Prozent gekommen sein. Ausschlaggebend hierfür könnte der Bereich der Dienstleistungen gewesen sein, wo die Teuerung von 3,45 Prozent im März auf 3,65 Prozent angestiegen sein dürfte. Hintergrund ist ein kalendarischer Effekt: Ostern fiel dieses Jahr auf Ende April, was sich preissteigernd auf tourismusnahe Dienstleistungen wie Flugreisen und Pauschalangebote ausgewirkt haben dürfte.
Der Rückgang der Energiepreise – insbesondere infolge günstigerer Benzinpreise im Einzelhandel und gefallener Ölpreise – dürfte inflationsdämpfend wirken und die Energiekomponente von +1,0 Prozent im März auf -1,9 Prozent im April drücken, sodass die Inflationsrate insgesamt stabil bei 2,2 Prozent geblieben sein dürfte.
Der IWF sieht nur einen moderaten Anstieg der deutschen Staatsverschuldung
Der IWF veröffentlichte in dieser Woche seinen „Fiscal Monitor“. Für Deutschland erwartet der IWF einen Anstieg der Staatsverschuldung auf nur etwa 75 Prozent des BIP bis 2030.
Quellen: Internationaler Währungsfonds, Metzler; Stand 31.12.2024
Die Sorge vor einem massiven Schuldenanstieg in Deutschland ist also unbegründet. Für zukünftige Generationen in Deutschland ist es wichtig, dass sie mit einer guten Bildung und einer guten Infrastruktur ausgestattet werden, sodass sie die sich bietenden Chancen auch wahrnehmen können. Darüber hinaus muss die neue Bundesregierung dringend am Thema „Deregulierung“ arbeiten.
Der deutsche Mittelstand ringt mit der Last bürokratischer Vorgaben. Nach aktuellen Erhebungen des KfW-Mittelstandspanels wenden Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen im Schnitt rund sieben Prozent ihrer Arbeitszeit für die Erfüllung administrativer Pflichten auf – das entspricht etwa 32 Stunden pro Monat und Mitarbeiter. Besonders gravierend zeigt sich die Situation im Baugewerbe, das überdurchschnittlich viel Arbeitszeit für Bürokratie aufbringen muss.
Insgesamt belaufen sich die jährlichen Kosten für die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen im Mittelstand auf etwa 61 Milliarden Euro – Sachkosten wie externe Berater oder technische Infrastruktur nicht eingerechnet. Der tatsächliche Aufwand dürfte somit noch deutlich höher liegen.
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