Wird die EZB den großen Schritt wagen?
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EZB: Alles spricht für 50 Basispunkte
An erster Stelle stehen für die EZB die Inflationsperspektiven und die Sicherstellung der Erreichung des Inflationsziels von 2,0 Prozent. Dabei legt die EZB zuletzt einen immer stärkeren Fokus auf die Kerninflation, da die Preise für Energie und Lebensmittel auf den Weltmärkten bestimmt werden und nicht durch die Zinspolitik der EZB beeinflusst werden.
Bei der Analyse der Inflation ist es wichtig, neben dem Blick auf die Veränderung der Konsumentenpreise gegenüber dem Vorjahresmonat auch die annualisierte Veränderung gegenüber vor drei Monaten zu betrachten. Die kurzfristige Inflationsdynamik ist dabei weniger stark von Basiseffekten beeinflusst und oft auch ein Frühindikator für die zukünftige Inflationsentwicklung.
Im November verzeichnete die Kerninflation keinen Anstieg zum Vormonat, und auch in der drei Monatsbetrachtung liegt sie knapp unter 0,0 Prozent. Die schwache Konjunkturdynamik sorgt also schon jetzt für eine Stagnation der Preise und damit für ein Risiko, dass die Inflation 2025 wieder merklich unter das Inflationsziel der EZB fallen könnte. Gleichzeitig verschlechterten sich die Konjunkturdaten im November und in Frankreich zeichnet sich eine Regierungskrise ab.
Das sind sehr gute Gründe für die EZB, am Donnerstag einen großen Schritt von 50 Basispunkten zu machen. Danach erwarten wir noch zwei Schritte im Januar und März von jeweils 25 Basispunkten. Damit erwarten wir weniger Leitzinssenkungen, als derzeit an den Finanzmärkten eingepreist sind. Dahinter steht die Erwartung, dass sich bis März die Konjunkturdaten wieder merklich aufgehellt haben.
USA: Hohe Inflation als Risiko
Im Gegensatz zur Eurozone, wo die Risiken ein Unterschießen der Inflation sind, besteht in den USA eher das Risiko des Überschießens der Inflation. Der Konsumentenpreisdeflator zeigte im Oktober eine steigende Dynamik gegenüber September und August, die deutlich über dem Inflationsziel der US-Notenbank lag. Die Frage stellt sich nun, ob die Konsumentenpreise am Mittwoch und die Erzeugerpreise am Donnerstag eine erhebliche verlangsamte Dynamik aufweisen werden.
Der Konsumentenpreisdeflator setzt sich aus Komponenten aus beiden Preisindizes zusammen. Aufgrund der anhaltend starken Konjunktur – siehe unter anderem Geschäftsklimaindex der kleineren und mittleren Unternehmen am Donnerstag – besteht jedoch ein Risiko, dass die Preisdynamik anhaltend hoch bleibt.
So schätzt auch das Nowcast-Modell der Federal Reserve of Atlanta ein Wirtschaftswachstum von über 3,0 Prozent im vierten Quartal. Ehrlicherweise wäre damit eigentlich die Inflation zu hoch für eine Leitzinssenkung.
Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote mit 4,2 Prozent im Oktober niedriger als das von der offiziellen Budgetbehörde geschätzte Vollbeschäftigungsniveau von 4,5 Prozent. Ehrlicherweise signalisiert somit auch der Arbeitsmarkt keinen Grund, den Leitzins senken zu müssen.
Natürlich blickt die US-Notenbank in die Zukunft und sieht wahrscheinlich konjunkturelle Risiken aufgrund der steigenden Ausfallraten bei Kreditkarten und Autokrediten – und eine fallende Inflation. Daher sehen wir noch eine Leitzinssenkung der US-Notenbank im Dezember; erwarten aber darüber hinaus erst einmal keine weitere Leitzinssenkung.
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