Wahlergebnisse in den USA: Was bedeutet der Sieg von Donald Trump?
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Die Präsidentschaftswahlen in den USA haben im Vorfeld bereits für viele Spekulationen gesorgt. Nun hat Donald Trump die Wahl zum US-Präsidenten mit deutlichem Abstand gewonnen. Wie die ersten Marktreaktionen aussehen und was das Wahlergebnis perspektivisch für Wirtschaft und Investoren bedeutet, erläutern Leon Ferdinand Bost, Analyst bei Metzler Capital Markets, und Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management.
Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management
Die Wahlergebnisse zeigen entgegen anfänglicher Prognosen einen klaren Sieg für Donald Trump: Neben der Präsidentschaft kontrollieren die Republikaner auch Senat und voraussichtlich Repräsentantenhaus – ein „Clean Sweep“, dessen Auswirkungen weltweit spürbar sein werden. Was bedeutet das für Investoren und die Weltwirtschaft?
Risiken für den Rentenmarkt und steigende US-Staatsverschuldung
Mit Trumps geplanten Steuersenkungen könnten die bereits hohen Staatsschulden massiv ansteigen. Mit steigenden Staatsanleiherenditen drohen erhebliche Turbulenzen am Rentenmarkt, die auch den Aktienmarkt belasten könnten. Investoren müssen sich auf mehr Volatilität einstellen und die möglichen Risiken für Anleiheportfolios abwägen.
Europa als geopolitischer Verlierer?
Europa steht vor einigen Herausforderungen, die sich aus Trumps Politik ergeben könnten:
- Strafzölle: Eine protektionistische Handelspolitik Trumps könnte die europäische und insbesondere die deutsche Wirtschaft hart treffen.
- Ukraine-Konflikt: Die USA könnten ihre Unterstützung für die Ukraine zurückfahren, was Europas strategische Position schwächen würde.
- Verteidigung: Wenn Russland seine Präsenz in der Ukraine ausbaut, müsste Europa seine Verteidigungsausgaben steigern und unabhängiger für seine Sicherheit sorgen.
Wie reagiert Peking?
Die Aussicht auf hohe Strafzölle gegen China dürfte Peking veranlassen, einen deutlich größeren Stimulus zu beschließen, um die Binnennachfrage zu stärken.
Trump und die Fed
Um die Wirkung der Strafzölle nicht zu konterkarieren, könnte Trump versuchen, den Dollar abzuwerten und die Fed unter Druck zu setzen, die Zinsen nicht anzuheben. Dies würde die Inflationsrisiken erhöhen und könnte die Unabhängigkeit der Fed gefährden.
Inflationsschutz und Investmentstrategie
Zentrale Faktoren für die Anlageentscheidungen sollten die steigende Inflation in den USA und die gedämpften Wachstumsaussichten in Europa sein:
- USA: Angesichts des politischen Drucks auf die Fed könnte ein Inflationsschutz in Portfolios sinnvoll sein, falls die Inflation steigt.
- Europa: Kurzfristig belasten Strafzölle das Wachstum. Auf mittlere Sicht könnten jedoch die steigenden Verteidigungsausgaben zu einer erhöhten Inflation führen.
Fazit und Ausblick
Die kommenden Jahre könnten Europa dazu zwingen, eigenständiger zu agieren. Die USA fokussieren sich verstärkt auf nationale Interessen, was die transatlantische Zusammenarbeit schwächt und europäische Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Investoren sollten die globalen Risiken genau beobachten und ihre Portfolios an die neuen geopolitischen und wirtschaftlichen Bedingungen anpassen.
Leon Ferdinand Bost, Analyst bei Metzler Capital Markets
Trump trumpft – ganz ohne Kopf-an-Kopf-Rennen: Anders als ursprünglich erwartet, hat Donald Trump die Wahl zum US-Präsidenten mit deutlichem Abstand gewonnen und damit die Kapitalmärkte in Bewegung gebracht. In der Folge waren sogenannte „Trump Trades“ zu beobachten. Wie wirkten sich diese auf die FI/FX Märkte aus?
Erhöhte Inflationsrisiken treiben US-Renditen
Unmittelbar nach der Wahl zogen die langfristigen US-Treasury-Renditen deutlich an und die 30-jährigen US-Treasury-Renditen verzeichneten den größten Tagesanstieg seit 2020. Am Markt herrscht zum einen die Sorge, dass Trump die ohnehin schon hohe US-Staatsverschuldung weiter anheizen könnte, zum anderen steigt das Risiko einer Wiederbelebung der Inflationsdynamik durch fiskalische Impulse und Zölle. Die Fed könnte daher unter Präsident Trump gezwungen sein, das Zinssenkungstempo zu verlangsamen. In der Eurozone sahen wir eine gegenläufige Bewegung mit fallenden Renditen, vor allem am kurzen Ende. Hier spiegeln sich wohl die Sorgen über die negativen Wachstumsfolgen von Trumps möglichen Zöllen wider, die sich auch in Verlusten mancher deutscher Aktien niederschlugen, insbesondere in der exportabhängigen Automobilbranche.
Der Dollar gewinnt
Der Dollar hat, wie erwartet, zugelegt. Trumps politische Pläne werden grundsätzlich als positiv für den Greenback gesehen, durch höhere Inflation, stärkeres Wachstum und langsamere Zinssenkungen. Im Gegensatz dazu stehen die Aussagen von Trump und seinem Umfeld, die Heimatwährung schwächen zu wollen, um die US-Industrie zu stärken. Die heutigen Kursgewinne rücken das Thema eines starken Dollars direkt wieder in den Fokus. Uns fehlt allerdings die Phantasie, wie Trump, an der Fed vorbei, den Dollar schwächen könnte.
Rohstoffpreise auf Rückzug
Auf den Rohstoffmärkten kam es aufgrund des Dollarkurses zu einer allgemeinen Abschwächung, Ölpreise fielen, nicht zuletzt aufgrund der Aussicht auf eine höhere US-Produktion unter Trump („drill, baby, drill“). Der größte Wahlgewinner war der Bitcoin der im Wahlnachgang neue Höchststände markierte.
Kurzfristiger Ausblick
In den nächsten Stunden wird sich entscheiden, ob die Republikanische Partei neben der Mehrheit im Senat auch tatsächlich die Mehrheit im Repräsentantenhaus halten kann. Ein Präsident Trump mit einem republikanischen Kongress hätte in den nächsten zwei Jahren viel Spielraum für seine Politik, mit entsprechenden Aussichten für Inflation, Wachstum und Kapitalmärkte.