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Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 9.2.2023

CBDCs – der Tod des Papiergeldes?

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Die Welt ist in Bewegung und steht vor großen Veränderungen – sei es nun Geopolitik, Energiewende, Digitalisierung und viele andere Themen. Diese Veränderungswelle hat auch unsere Währungssysteme erreicht. Der Weckruf dafür war der Hype um Bitcoin. Das Versprechen der Bitcoin-Proponenten war, ein von staatlichen Einflüssen unabhängiges Währungssystem zu kreieren, bei dem man sich keine Sorgen um Inflation machen muss, da die Zahl der verfügbaren Bitcoins durch den Algorithmus selbst beschränkt ist. Der Anspruch war also eine Alternative zum gegenwärtigen Papiergeldsystem zu sein – und es perspektivisch sogar zu verdrängen. 

Natürlich wäre es nicht über Nacht möglich, sodass beide Währungssysteme für eine Zeit nebeneinander existieren. Dementsprechend wurden „Stablecoins“ benötigt, die das Verbindungsglied zwischen beiden Währungswelten sind und an einen „stabilen“ Reservewert wie den US-Dollar gekoppelt sind. „Stablecoins“ könnten natürlich auch noch für andere Zwecke in der digitalen Welt verwendet werden – später noch dazu mehr. 

Vor diesem Hintergrund stellten sich die Zentralbanken die Frage nach der Zukunft des Geldes und ihrer Zahlungssysteme: Ist der gegenwärtige Papiergeldstandard noch wettbewerbsfähig in einer digitalisierten Welt?

Offensichtlich ist die Antwort von vielen Zentralbanken darauf ein „Nein“, da sie an der Entwicklung von CBDCs (Central Bank Digital Currencies) arbeiten. Hier ist es wichtig zu unterscheiden zwischen einer sogenannten Retail-CBDC und einer Wholesale-CBDC. Im Text betrachte ich nur die Retail-CBDC, d.h. die Zentralbanken interagieren direkt mit der Bevölkerung und den Unternehmen und stellen diesen eine eigene Wallet mit einer eigenen staatlichen e-Währung zur Verfügung. Im Gegensatz dazu würde eine Wholesale-CBDC grundsätzlich nichts an der Funktionsweise des gegenwärtigen Zahlungssystems ändern, sondern das Zahlungssystem auf eine neue technologische Basis heben. Am weitesten fortgeschritten ist das Projekt einer Retail-CBDC in China. Dort ist der e-Yuan schon in mehreren Städten in einer eigenen Wallet verfügbar, die die Zentralbank bereitstellt. Darüber hinaus befassen sich derzeit die EZB, die Federal Reserve, die Schwedische Nationalbank und die Kanadische Zentralbank ernsthaft mit dem Thema einer CBDC. Die Indische Zentralbank hat bereits ein Pilotprojekt gestartet, und Mexiko hat die Einführung eines digitalen Pesos bis 2024 bestätigt.

Die Kernidee der CBDCs ist, dass in einer digitalen Welt kein physisches Bargeld mehr gebraucht wird, sondern nur noch digitales Bargeld, dass wie physisches Bargeld durch die Zentralbank gedeckt ist. Im Falle Chinas wird oft noch unterstellt, dass sich das Land mit dem e-Yuan vom US-Dollar-Reservewährungssystem abkoppeln und ein alternatives internationales Währungssystem entwickeln will. Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass der e-Yuan zu einer echten Alternative zum US-Dollar werden könnte.

Eine Voraussetzung für eine Weltreservewährung ist nämlich, dass ausländische Akteure ihre Devisenreserven in hoch liquiden Finanzmärkten anlegen können. In China gelten immer noch Devisenverkehrskontrollen. Grundsätzlich scheint eine Weltreservewährung auch immer überbewertet zu sein, da es eine hohe Nachfrage nach der Weltreservewährung gibt – wäre China dazu bereit?

Auf den ersten Blick klingt es in diesem Zusammenhang nur logisch, dass auch die Eurozone bald den e-Euro haben wird. Ein spezifischer Vorteil für die Eurozone wäre darüber hinaus, dass der e-Euro die Währungsunion noch mehr zusammenschweißen würde, da dadurch ein Austritt eines Landes aus der Währungsunion noch schwieriger werden würde. Weitere Vorteile des e-Euros wären, dass nach einer Abschaffung von physischem Bargeld negative Zinsen auf Bargeld möglich wären – der Traum der Vertreter der These des Schwundgeldes – und dass finanzielle Staatshilfen in Zukunft effizienter ausgezahlt werden könnten. 

Auch könnte der e-Euro notwendig sein, um die Seigniorage-Gewinne der Zentralbanken zu verteidigen. In der Zentralbankbilanz der EZB stehen etwa 1,5 Billionen EUR an physischem Bargeld als Verbindlichkeit und Staatsanleihen als Aktiva dagegen. Bei einem Zinsniveau von 2,0 Prozent erwirtschaftet die EZB damit etwa 30 Mrd. EUR an Seigniorage-Gewinnen pro Jahr. 

Bisher gibt es noch keine Stablecoins in Euro, die eine signifikante Größe haben. Aber sollte sich ein Euro-Stablecoin eines privaten Akteurs etablieren, der zu 100 Prozent mit kurzlaufenden liquiden Staatsanleihen gedeckt wäre, könnte der private Anbieter einen Teil der Seigniorage-Gewinne der EZB einstreichen. 

Auf den zweiten Blick gibt es jedoch noch viele kritische Punkte, die gegen einen e-Euro sprechen: So ist China weltweit führend in digitalen Zahlungssystemen. Private Anbieter wie WeChat Pay, Alipay und QQ Wallet bieten nicht nur digitale Zahlungen an, sondern damit verbunden auch noch Dienstleistungen wie Versicherungen, Finanzanlagen, Kredite etc. 

Die Nachfrage nach privaten digitalen Zahlungssystemen ist mit über 900 Millionen Kunden sehr hoch. Zwei Jahre nach der Einführung nutzen dagegen nur etwa 250 Millionen Menschen die e-Yuan-Wallet. 

Auch ist das Transaktionsvolumen seit Einführung von insgesamt nur 14 Mrd. USD äußerst niedrig. Allein Alipay tätigt dagegen ein tägliches Transaktionsvolumen von 200 Millionen USD (über 2 Jahre also etwa 150 Mrd. USD ggü. 14 Mrd. e-Yuan). 

Es ist zu befürchten, dass Zentralbanken den Innovationswettbewerb gegenüber dem privaten Sektor verlieren werden und die Akzeptanz eines e-Euros eher gering bleiben dürfte. In diesem Zusammenhang bleibt festzuhalten, dass es in der digitalen Welt kein Marktversagen der Zahlungssysteme gibt, das einen Eingriff der Zentralbanken mit einer e-Währung rechtfertigen würde. Interessanterweise gibt es auch keine Stimmen aus dem privaten Finanzsektor, die die Zentralbanken zu einer baldigen Einführung einer e-Währung drängen.     

So gibt es auch in Europa spannende private Lösungsansätze. Schweden ist hierbei ein Vorreiter für digitales Geld, das sowohl virtuell als auch vor Ort eingesetzt werden kann. Viele Geschäfte und Restaurants in Schweden akzeptieren schon heute kein Bargeld mehr: Das ausstehende Volumen an Bargeld ist auf unter 5 Prozent des BIP gefallen. Im Vergleich dazu liegt der Anteil in der Eurozone immer noch bei über 45 Prozent. Experten gehen davon aus, dass Schweden schon bald zur kompletten „Cashless Society“ wird. Schweden hat dabei großen Erfolg mit dem „Swish-System“, dass 2012 von sechs großen schwedischen Banken in Zusammenarbeit mit Bankgirot und der Schwedischen Zentralbank ins Leben gerufen wurde. 

Swish funktioniert über eine Smartphone-App in Kombination mit einer elektronischen Identifikation, die von mehreren Banken in Schweden ausgegeben wird. Voraussetzung ist, dass der Benutzer ein Bankkonto bei einer schwedischen Bank hat, die an Swish teilnimmt. Mit Swish kann (jederzeit und überall) in Echtzeit bezahlt werden, da der Zahlungssystemanbieter das Risiko eines Zahlungsausfalls übernimmt, bis die Überweisung von einem Girokonto zum anderen (beziehungsweise die Kreditkartentransaktion) abgeschlossen ist. Mit diesen innovativen Lösungen im privaten Sektor konnte das bestehende Geldsystem problemlos in die virtuelle Welt überführt werden. Die virtuellen Zahlungssysteme funktionieren also gut, und es besteht bisher nicht der Eindruck, dass etwas fehlt. 

Darüber hinaus ist die Sorge darüber, dass Kryptoanlagen wie Bitcoin zu einer echten Alternative zum bestehenden Papiergeldsystem werden, wahrscheinlich übertrieben. Eine echte Währung definiert sich dadurch, dass sie zur Begleichung der Steuerschuld verwendet werden kann. Die geringe Transaktionsgeschwindigkeit ist keine große Schwäche der Kryptoanlagen mehr, da mit dem Second Layer – also eine zweite Ebene – Lösungen für eine höhere Transaktionsgeschwindigkeit gefunden wurden. Aber das begrenzte Angebot an Bitcoins in einer wachsenden Weltwirtschaft ist ein großes volkswirtschaftliches Prob-lem, da es zu einer permanenten Deflation führen würde. Da die Löhne nicht flexibel sind und die Arbeitnehmer keine nominalen Lohnkürzungen akzeptieren, würde eine Weltwirtschaft mit einem begrenzten Angebot an Bitcoins permanent in der Wirtschaftskrise sein. 

Eine stabile Geldmenge bei steigender Umlaufgeschwindigkeit könnte jedoch ausreichend sein, eine wachsende Wirtschaft ausreichend zu finanzieren. Kryptoanlagen könnten rein technisch eine viel höhere Umlaufgeschwindigkeit als bisher ermöglichen. Es ist jedoch zu beobachten, dass schon seit Jahrzehnten trotz immer schnelleren Zahlungssystemen die Umlaufgeschwindigkeit fällt. Das hängt damit zusammen, dass die Konsumenten bei steigendem Einkommen immer mehr Geld sparen – und damit parken. Heißt, auch unter einem Bitcoin-System würde die Umlaufgeschwindigkeit tendenziell sinken.

Eine wachsende Weltwirtschaft braucht eine wachsende Geldmenge und etwas Inflation, damit die Reallöhne – wenn volkswirtschaftlich erforderlich – ohne Wirtschaftskrisen sinken können. Eine neue Kryptoanlage könnte jedoch das Problem lösen, indem der Algorithmus jedes Jahr das ausstehende Kryptoanlagevolumen um 5 Prozent erhöht – wahrscheinlich würde damit der monetaristische Traum von Milton Friedman wahr werden. 

Zusammenfassend gibt es eigentlich keine starken und überzeugenden Argumente, warum der e-Euro für die Bevölkerung gebraucht wird. Die Erfahrungen Chinas zeigen darüber hinaus, dass es sehr schwer für den e-Euro werden könnte, die notwendige Akzeptanz in der Bevölkerung zu finden, wenn es attraktive Alternativen aus dem privaten Sektor gibt. Aber auch hier gilt der Spruch: „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen“. 

In einer Welt des Umbruchs gibt es schon heute viele Argumente für Europa, nicht den Anschluss an die technologischen Fortschritte wie Blockchain oder Kryptoanlagen zu verlieren. In erster Linie geht es darum, eine solide technische Infrastruktur zu schaffen. Hier muss die EZB auch eine große Rolle spielen. So ist die Welt der Zahlungssysteme zwischen der Zentralbank und den Geschäftsbanken – und unter den Geschäftsbanken und den Finanzmärkten – erheblich in Bewegung. Große Akteure wie Blackrock und JP Morgan werden hier zunehmend mit Blockchain-Lösungen aktiv. Auf dieser neuen technischen Infrastruktur sollten dann aber private Anbieter den Kunden entsprechend attraktive Angebote machen. Eine eigene digitale Zentralbankwährung, der e-Euro, mit einer eigenen EZB-Wallet wäre dagegen eher kontraproduktiv, da so Innovationen im privaten Sektor gehemmt werden könnten. Auch ist fraglich, wie die europäische Bevölkerung eine staatliche digitale Währung annehmen würde.   

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