Droht eine hartnäckig hohe Inflation in den USA?
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USA: Inflation im Fokus
In der kommenden Woche wird die US-Inflation im Mittelpunkt stehen. Können die USA gleichzeitig ein dynamisches Wirtschaftswachstum verzeichnen und eine fallende Inflation?
Die Argumente dafür sind:
- Infolge der erheblichen Zuwanderung in den vergangenen zwölf Monaten entspannte sich der Arbeitsmarkt und die Lohndynamik konnte sich daher trotz solidem Beschäftigungswachstum abkühlen
- Die Lieferketten haben sich erheblich entspannt und die Güterpreise fallen in der Tendenz
- Möglicherweise deutliche Produktivitätssteigerungen infolge von KI
- In der Tendenz fallende Preise bei gebrauchten Automobilen
- Abnehmender Preisdruck am Immobilienmarkt
Die Finanzmarktakteure scheinen immer noch eine Chance für dieses Szenario zu sehen. Sie preisen trotz eines vom Konsensus erwarteten Wirtschaftswachstums von 2,4 Prozent in diesem Jahr zwei Leitzinssenkungen der US-Notenbank bis Jahresende ein.
Es gibt aber immer noch das Szenario einer dynamisch wachsenden US-Wirtschaft bei gleichzeitig hartnäckig hoher Inflation (Mittwoch) zwischen 3,0 und 4,0 Prozent. Dafür spricht, dass die Einkommen der privaten Haushalte mit knapp 5,0 Prozent immer noch stark wachsen – infolge des guten Arbeitsmarkts und üppiger Zinseinnahmen. Ein robuster Konsum könnte anhaltenden Druck auf die Konsumentenpreise ausüben: Einzelhandelsumsätze (Mittwoch). Ein guter Indikator dafür sind die kleineren und mittleren Unternehmen (NFIB-Index), die am Dienstag ihre Preiserhöhungsabsichten offenbaren werden. Schon in den vergangenen Monaten berichteten ungewöhnlich viele Unternehmen, ihre Preise anheben zu wollen. Laut der ersten Grafik würde das mit einer gewissen Inflationsbeschleunigung in den kommenden Monaten im Einklang stehen.
Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 31.3.2024
Wir sehen daher das Risiko, dass sich die Inflation trotz der vielen genannten positiven Faktoren als hartnäckig erweisen könnte. Wir erwarten daher nur eine Leitzinssenkung der US-Notenbank im Dezember. Es besteht jedoch das Risiko, dass die US-Notenbank den Leitzins 2024 nicht senken kann.
Darüber hinaus werden noch die Erzeugerpreise (Dienstag), der NAHB-Index (Mittwoch), die Baugenehmigungen (Donnerstag) sowie die Industrieproduktion (Donnerstag) veröffentlicht.
Eurozone: Überraschend gute Konjunkturdaten
Eigentlich war es unser Szenario, dass ein EZB-Leitzins von 4,0 Prozent die europäische Wirtschaft erheblich bremst und ein Aufschwung erst nach Leitzinssenkungen der EZB möglich sein wird. Tatsächlich verdichten sich jedoch die Anzeichen dafür, dass die europäische Konjunktur schon jetzt in einen Aufschwung eingetreten ist. Laut den Einkaufsmanagerindizes wird der Aufschwung bisher nur vom Dienstleistungssektor getragen. Aber es ist zu erwarten, dass auch die Industrie bald wieder zu einem positiven Wachstum zurückkehren wird. So ist der ZEW-Index (Dienstag) schon in den vergangenen Monaten rapide gestiegen. Erfahrungsgemäß folgt dann der ifo-Index mit einer Zeitverzögerung von drei Monaten. Das verdeutlicht die guten Prognoseeigenschaften des ZEW-Index.
Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand 30.4.2024
Es gibt zwei Gründe für den Aufschwung: Einerseits scheint die europäische Wirtschaft gegenüber dem hohen Zinsniveau widerstandsfähiger geworden zu sein, andererseits scheint allein die Erwartung von Leitzinssenkungen schon jetzt positive Impulse geliefert zu haben.
Trotz der hohen Zinsen scheint der europäische Konsument weniger sparfreudig, dafür deutlich ausgabefreudiger geworden zu sein. Der Anstieg der Einzelhandelsumsätze in der Eurozone im März um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat ist hierfür ein wichtiges Signal. Der europäische Konsument profitiert derzeit von Reallohnsteigerungen, einem starken Arbeitsmarkt und einer in der Tendenz verbesserten Stimmungslage. Auch dürfte die europäische Wirtschaft in den kommenden Monaten von der moderaten Belebung der chinesischen Konjunktur profitieren.
Wir sehen trotz der konjunkturellen Belebung eine in der Tendenz weiter fallende Inflation. Daher erwarten wir drei Leitzinssenkungen der EZB von 4,0 Prozent auf 3,25 Prozent bis Jahrsende. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die Verbesserungen der Konjunkturdaten nicht zuletzt auch auf den Erwartungen von Leitzinssenkungen beruhen, die dann auch eintreten sollten.
China: Moderater Aufschwung
Die chinesischen Konjunkturdaten sollten in der kommenden Woche zeigen, dass sich die Konjunktur in einer moderaten Belebungsphase befindet. So rechnet der Bloomberg-Consensus mit einer Beschleunigung des Wachstums der Industrieproduktion (Freitag) von 4,5 Prozent im März auf 5,4 Prozent im April. Auch für die Einzelhandelsumsätze wird mit einer Beschleunigung der Wachstumsrate von 3,1 Prozent auf 3,9 Prozent gerechnet. Die Konjunkturerholung Chinas ist eine Folge der zahlreichen staatlichen Stimulus-Maßnahmen. Der Immobilienmarkt ist jedoch in einer mehrjährigen Krise, die nach wie vor anhält. Solange die Krise am Immobilienmarkt besteht, ist nicht mit einem tragfähigen und dynamischen Aufschwung zu rechnen. Die Erfahrungen Japans nach dem Platzen der Blase am Aktien- und Immobilienmarkt Anfang der 1990er Jahre zeigen, dass zwar immer wieder zyklische Aufschwünge dank staatlicher Stimulus-Maßnahmen möglich sind, diese aber in der Regel nicht von langer Dauer sind, sondern nach einer gewissen Zeit wieder in sich zusammenfallen.
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