Unterschätzt die japanische Zentralbank die Inflationsrisiken?
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In Japan verzeichnete die Kerninflation im März 2023 einen Sprung auf 3,8 Prozent. Die Kerninflation ist dabei in Japan ein guter Indikator für die binnenwirtschaftlich generierte Inflation, da Japan in einem großen Umfang Energie und Lebensmittel importiert. Zuletzt war ein vergleichbar hoher Wert der Kerninflation im Jahr 1981 zu beobachten.
Interessanterweise erwartet die Bank of Japan (BoJ), dass die Kerninflation im nächsten Jahr wieder auf 1,7 Prozent fällt. Die BoJ geht also von einer transitorischen Inflation aus – in dem Sinne, dass die vergangenen Preisanstiege bei Energie und Lebensmitteln einmalig in das binnenwirtschaftliche Preisniveau eingearbeitet werden, ohne dabei eine Eigendynamik zu generieren. Ist die BoJ hier zu optimistisch – wie schon vor einem Jahr die US-Notenbank Fed und die EZB?
Lehren aus dem Inflationsschub 2022 in den USA und Europa
„Im Nachhinein ist man immer schlauer“, gilt zwar immer, aber viel wichtiger ist doch die Frage: „Was kann man daraus lernen?“. So zeigen viele verschiedene Analysen, dass die große Inflation 2022 anhand zweier Einflussfaktoren gut prognostizierbar gewesen wäre. Unter anderem zeigte einerseits eine Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, dass ein Blick auf die Geldmengenaggregate schon frühzeitig Warnsignale geliefert hätte. Andererseits hätte auch eine klassische Angebots-Nachfrage-Analyse noch rechtzeitig das richtige Signal geliefert. So sind im nominalen BIP alle Ausgaben innerhalb einer Volkswirtschaft aufsummiert – das nominale BIP spiegelt also die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in der jeweiligen Landeswährung wider.
In den USA stieg beispielsweise das nominale BIP schon im vierten Quartal 2021 merklich über den langfristigen Trend, der oft als ein Proxy für das gesamtwirtschaftliche Angebot herangezogen wird. In den folgenden Quartalen verbreiterte sich sogar noch die Lücke zwischen Nachfrage und Angebot. Selbst im ersten Quartal 2023 verzeichnete das nominale US-BIP immer noch ein Wachstum von 5,0 Prozent annualisiert zum Vorquartal. Angemessen wäre eigentlich ein Wert von 4,0 Prozent (2,0 Prozent Wirtschaftswachstum plus 2,0 Prozent Inflation). Das heißt die nominale Nachfrage in den USA ist immer noch zu hoch, sodass nicht so bald mit einem nennenswerten Rückgang der Kerninflation (Mittwoch) gerechnet werden kann. Die „Mini-Bankenkrise“ in den USA hat somit noch keine konjunkturellen Spuren hinterlassen. Spannend wird daher der Blick auf den Geschäftsklimaindex NFIB (Dienstag), da kleinere Unternehmen in den USA überwiegend auch von den kleineren und mittleren Banken finanziert werden.
Implikationen für Japan
Auch in Japan hat sich seit 2021 das Geldmengenwachstum merklich beschleunigt. Und ein Blick auf das japanische nominale BIP zeigt einen Wert oberhalb des Trends. Der Einkaufsmanagerindex (Montag), die Konsumausgaben (Dienstag) und der Geschäftsklimaindex Eco Watchers Survey (Donnerstag) dürften darüber hinaus signalisieren, dass sich das Wachstum des nominalen BIPs zuletzt sogar beschleunigt hat. Die Warnsignale für Inflationsrisiken sind also auch in Japan gegeben. Vor diesem Hintergrund richtet sich der Fokus auf das Protokoll der vergangenen Notenbanksitzung (Montag) und auf die Diskussion innerhalb der BoJ über die Inflationsrisiken.
Wir sehen eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass die BoJ auf der nächsten Sitzung das Handelsband für die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen auf +/- 1,0 Prozent ausweiten wird.
China als Profiteur des Welthandelssystems
In China wird mit einem Rückgang der Inflation (Donnerstag) im April auf nur noch 0,3 Prozent zum Vorjahr gerechnet. Die ungewöhnlich niedrige Inflation in China in einem Umfeld hoher Inflationsraten im Rest der Welt lässt darauf schließen, dass die Binnennachfrage in China immer noch äußerst schwach ist. Die Öffnung der chinesischen Wirtschaft hat zwar für etwas Belebung beim Konsum gesorgt, ist aber offensichtlich noch nicht ausreichend für die Erreichung einer robusten Binnennachfrage.
Einer der wenigen Lichtblicke für die chinesische Wirtschaft ist der Export (Dienstag). China exportiert derzeit Waren und Dienstleistungen in Höhe von etwa 330 Mrd. USD pro Monat, importiert aber nur in Höhe von etwa 250 Mrd. USD. China ist derzeit also extrem abhängig vom Außenhandel zur Stabilisierung der eigenen Wirtschaft und der Beschäftigung. Es wäre eigentlich ein ideales Umfeld für europäische Regierungen, um für ihre Unternehmen einen besseren Marktzugang in China zu verhandeln.
Europa: Bank von England im Fokus
In Europa steht nächste Woche die Bank von England im Fokus. Hier wird mit einer Leitzinserhöhung von 25 Basispunkten gerechnet.
Darüber hinaus wird noch die Industrieproduktion in Deutschland (Montag) und in Italien (Mittwoch) veröffentlicht. Derzeit mehren sich die Anzeichen für eine signifikante Schwäche in der Industrie. Der Dienstleistungssektor zeigt dagegen immer noch Stärke.
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