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CIO:view | Volkswirtschaft - 17.12.2024

Zölle oder Multilateralismus? Trumps Dilemma mit dem überbewerteten US-Dollar

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Der wirtschaftspolitische Kurs der USA dürfte das dominierende Thema im Jahr 2025 werden. Mit Donald Trump kehrt ein US-Präsident ins Weiße Haus zurück, dessen Agenda bereits in der Vergangenheit von protektionistischen Maßnahmen und einer harten Verhandlungsstrategie geprägt war. Allerdings könnte die tiefe Verankerung des US-Dollars im globalen Finanzsystem seine Optionen stark einschränken.

Der Dollar, seit Jahrzehnten das Rückgrat des internationalen Handels und der Währungsreserven, ist Fluch und Segen zugleich für die USA. Seine Rolle als Weltreservewährung hat einerseits Vorteile, etwa eine hohe Profitabilität für das US-Finanzsystem und geopolitischen Einfluss. Diese Privilegien gehen jedoch andererseits einher mit einer Überwertung des Dollar, die maßgeblich zur Deindustrialisierung der USA beigetragen haben. Zudem verschärfen die immens steigenden Auslandsverbindlichkeiten den Druck auf die US-Wirtschaft.

Vor diesem Hintergrund dürften unilaterale Zölle, ein typisches Element von Trumps „America First“-Strategie, völlig verpuffen, wenn gleichzeitig der US-Dollar in einem vergleichbaren Aufmaß aufwertet. Die US-Industrie würde über die Zölle zwar zunächst an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen, sie aber durch die Währungsstärke wieder komplett verlieren. Für die Wirksamkeit der Zölle wäre ein schwacher Dollar nötig, was eine lockere Geldpolitik voraussetzt. Diese Kombination birgt jedoch erhebliche Risiken: Höhere Zölle, ein schwacher Dollar und eine expansive Geldpolitik würden Importe verteuern und die Inflation anheizen – ein denkbar unpopuläres Szenario für die amerikanische Bevölkerung.

Multilateralismus als Lösung des Dollar-Problems?

Eine multilaterale Lösung könnte daher die bessere Alternative sein, etwa ein Abkommen ähnlich dem Plaza-Accord von 1985, bei dem die führenden Volkswirtschaften gemeinsam eine Dollarabwertung anstreben. Ein schwächerer Dollar würde dabei den Schwellen- und Entwicklungsländern durch günstigere Finanzierungsbedingungen Wachstumsimpulse geben, während die USA durch steigende Exporte profitieren könnten. Zugleich könnte eine solche Kooperation den Inflationsdruck in den USA abfedern, da keine zusätzlichen Zölle und keine übermäßig lockere Geldpolitik mehr erforderlich wären.

Europa könnte in diesem Szenario die Militärausgaben deutlich erhöhen und zugleich ein staatliches Konjunkturprogramm beschließen. Parallel bestünden gute Chancen, dass Leitzinssenkungen der EZB zu einer sinkenden Sparquote führen und die Kreditvergabe wieder ankurbeln. Sollte sich darüber hinaus die Weltwirtschaft beleben, könnte diese dem deutschen Export zugutekommen. Gleichzeitig würde ein starker Yuan China dazu veranlassen, die Binnennachfrage zu stimulieren, um damit den deflationären Tendenzen im eigenen Land entgegenzuwirken.

Die Chancen und Herausforderungen des Jahres 2025 sind also eng mit der Rolle des Dollars verknüpft. Während Trump unilaterale Maßnahmen ergreifen könnte, um kurzfristige Erfolge zu erzielen, würde dies langfristig die strukturellen Schwächen der US-Wirtschaft verstärken. Eine multilaterale Strategie, die den Dollar gezielt schwächt und gleichzeitig den Welthandel stärkt, bietet die nachhaltigere Lösung. Doch dies erfordert eine internationale Zusammenarbeit, die oft schwierig zu erreichen ist.

Ausblick: Was plant die neue US-Regierung?

  • Strafzölle (= inflationär)
  • Schwächung des US-Dollar (= inflationär)
  • Lockerung der Geldpolitik (= inflationär)
  • Reform der Einwanderungspolitik (= inflationär)
  • Steuersenkungen (= inflationär)
  • Deregulierung (= disinflationär)

Das Problem: Inflation ist sehr unpopulär bei den US-Bürgern.

 

Deindustrialisierung als Folge des starken US-Dollar
Industrieproduktion (31.1.1980 = 100)

Quelle: Metzler

Stand 28.6.2024

Edgar Walk
Edgar Walk

Chefvolkswirt
Metzler Asset Management