Cookies

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind für den Betrieb der Seite technisch oder rechtlich notwendig. Andere helfen uns, unser Onlineangebot stetig für Sie zu verbessern oder den Seitenbesuch für Sie komfortabler zu gestalten, indem Ihre Einstellungen gespeichert werden. Sie können Ihre Auswahl der akzeptierten Cookies individuell treffen und die Einstellungen jederzeit ändern. Weitere Informationen erhalten Sie unter Details.

Diese Cookies sind für den Betrieb der Seite technisch oder rechtlich notwendig.
*Sie können daher nicht abgewählt werden.

Um unsere Webseite für Sie weiter zu verbessern, erfassen wir anonymisierte Daten für Statistiken und Analysen.

Diese Cookies sollen Ihnen die Bedienung der Seite erleichtern. So können Sie beispielsweise Ihre Einstellungen 30 Tage lang speichern lassen.

Gastbeitrag: DEVISENWOCHE - Börsen-Zeitung - 25.7.2023 - Eugen Keller

Wie weit trägt die Erholung des Euro noch?

Totgesagte leben länger! Plötzlich scheint dem Euro neues Leben eingehaucht worden zu sein. Die Gemeinschaftswährung präsentiert sich seit Ende des dritten Quartals 2022 von ihrer starken Seite, auf breiter Front ging es gegen die wichtigsten Valuten der Welt nach oben. In der Liste der Haupthandelswährungen liegt seit dem 28. September 2022 – dem Zeitpunkt, an dem der Euro zur Kehrtwende ansetzte – nur das britische Pfund gegenüber dem Euro im Plus. Hauptverlierer waren die Währungen des Dollar-Blocks und die Schwedenkrone, bei denen sich das Minus bis in den zweistelligen Bereich hochschaukelte. Von den großen Verlierern, der türkischen Lira (–40%) und dem russischen Rubel (–44%) ganz zu schweigen.

Die deutlich gestiegenen EWU-Renditen waren wohl der Hauptauslöser für die Euro-Erholung – immerhin standen wir im zehnjährigen Bund-Bereich noch Anfang März vergangenen Jahres im Minus. Aktuell rentieren zehnjährige Bunds bei 2,45%, zehnjährige italienische Staatsanleihen allerdings bei 4,09% und rangieren damit nahezu 28 Basispunkte über zehnjährigen US-Renditen. Nachdem die Fed ihren Zinserhöhungszyklus im Juni unterbrochen hat und der Markt für Ende kommenden Jahres mittlerweile fünf Zinssenkungen einpreist, hat der Greenback am Devisenmarkt Gegenwind bekommen, auch wenn der für die Geldpolitik zuständige Offenmarktausschuss morgen noch einmal zur Tat schreiten und die Fed Funds Target Rate (dann letztmalig) um 25 Basispunkte nach oben anpassen wird.

Unseres Erachtens gibt es allerdings mehrere Gründe, dass die Dollarschwäche nicht von Dauer sein sollte: Einerseits gilt der Greenback vielen Anlegern noch immer als die beste Versicherung gegen globale Rezessionsrisiken. Andererseits ziehen die US-amerikanischen Aktienmärkte, die über Jahre ihre Bastion der relativen Stärke im internationalen Kontext verteidigen konnten, noch immer Kapital an. Nicht zuletzt, da das Wachstum in den ersten beiden Quartalen nicht eingebrochen ist – trotz der aggressiven Zinserhöhungen. Positiv ist sicherlich auch, dass sich die Headline-Inflation nun mittlerweile auf 3% zurückgebildet hat und noch immer Vollbeschäftigung herrscht, was den Konsum stützt. Damit hat die Fed, die deutlich früher und aggressiver die geldpolitischen Zügel als die Europäische Zentralbank (EZB) angezogen hat, ihren Auftrag für die Gesamtwirtschaft bislang besser erfüllt.

Weiter den Dollar schwächen könnte hingegen die ausufernde Verschuldung der USA, die der Devisenmarkt noch nicht als belastendes Thema „entdeckt“ hat. Die Staatsverschuldung beträgt hier inzwischen ca. 31,5 Bill. Dollar und damit bereits mehr als 120% der Wirtschaftsleistung. Im Zusammenspiel mit den hohen US-Handels- und Leistungsbilanzdefiziten sollten die derzeit unterstützenden Faktoren für den Greenback damit auch nicht überbewertet werden.

Die Aussichten für eine nachhaltige Erholung des Euros bleiben begrenzt.
Eugen Keller
Head of FI/FX Research , Metzler Capital Markets

Ungeachtet der Dollar-positiven Einflussfaktoren ist es dem Euro gelungen, aus der intakten Seitwärtsrange (1,05 Dollar bis 1,11Dollar) nach oben auszubrechen. Treiber dieser Bewegung waren hawkische Kommentare von EZB-Ratsmitgliedern, die angesichts der hohen Inflation einer Serie von weiteren Zinserhöhungen das Wort redeten. Während die Kommentare direkt nach der Ratssitzung im Juni noch unisono hawkisch waren, haben nun selbst Falken wie Bundesbankchef Joachim Nagel und der niederländische Zentralbankchef Klaas Knot ihr scharfes Wording zuletzt etwas abgeschwächt. Knot äußerte sogar, dass Zinserhöhungen über den Juli hinaus nicht sicher seien, da weitere Anhebungen das Gleichgewicht der Risiken in Richtung „zu viel“ verschieben könnten. Angesichts der technischen Rezession und der keineswegs ermutigenden wirtschaftlichen Perspektiven für das zweite Halbjahr könnte die EZB geneigt sein, etwas zurückzurudern, bzw. die Datenabhängigkeit ihres weiteren Vorgehens stärker betonen. Konjunkturpessimisten gehen entsprechend davon aus, dass sich das Zins- und Wachstumsdifferential kurz- bis mittelfristig nicht zugunsten der Eurozone bzw. des Euro verschiebt. Belastend für die Gemeinschaftswährung muss zudem eingeräumt werden, dass die „römischen Risiken“ keinesfalls vom Tisch sind. Zudem verkommt Deutschland von der ehemaligen Konjunkturlokomotive immer mehr zum kranken Mann Europas. Ein Punkt, der die Euro-Stärke mittelfristig in Gefahr bringen könnte, ist die Positionierung der Anleger. Gegenüber der Einheitswährung sind die spekulativen Marktteilnehmer mittlerweile in hohem Maße long. Aus dieser Konstellation könnte sich für den Euro durchaus Abwärtspotenzial ergeben. Auch der bereits seit knapp eineinhalb Jahren wütende Ukraine-Krieg und eine jederzeit mögliche Eskalation trüben den positiven Blick. Saisonal hingegen steht dem Euro ab Mitte August eine historisch starke Periode ins Haus. Insgesamt zeigt sich die übergeordnete Gemengelage derzeit noch relativ ausgeglichen. Anleger, die Euro-long positioniert sind, sollten allerdings die Augen offenhalten. Mit Blick auf unsere Euro-Dollar-Währungsprognose (1,10 per Jahresende) hält sich die Fantasie für eine weitere nachhaltige Euro-Erholung in engen Grenzen. Wenn überhaupt, halten wir bestenfalls ein erneutes Überschießen in Richtung 1,13 für möglich, auch wenn nach der Kaufkraftparität eine Unterbewertung der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar abzulesen ist.

 

Börsen-Zeitung, erschienen am 24.7.2023,  Autor Eugen Keller, Head of FI/FX Research , Metzler Capital Markets

 

Eugen Keller
Eugen Keller

Head of FI/FX Research , Metzler Capital Markets

Eugen Keller kam 2000 zu Metzler. Er leitet seit 2000 den Bereich FI/FX Research im Kerngeschäftsfeld Metzler Capital Markets und ist verantwortlich für die Entwicklung neuer Produkte. Vor seiner Tätigkeit bei Metzler war Herr Keller bei Dresdner Kleinwort Benson in Frankfurt am Main tätig: Von 1998 bis 2000 als stellvertretender Leiter der Abteilung Währungsstrategie und von 1996 bis 1998 als Floor-Analyst im Bereich Fixed Income. Davor arbeitete Herr Keller unter anderem als Fixed-Income-Stratege bei der Banque Indosuez in Frankfurt am Main und Paris und als Aktienanalyst beim Bankhaus Marcard Stein & Co in Frankfurt am Main. Er begann seine Karriere bei der Nassauischen Sparkasse in Wiesbaden, wo er als Leiter Research/Grundsatzfragen beschäftigt war. Herr Keller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Frankfurt am Main mit den Schwerpunkten Finanzierung und Wirtschaftspolitik.

Weitere Beiträge

Dieses Dokument ist eine Werbemitteilung der B. Metzler seel. Sohn & Co. AG (Metzler).

Es beruht auf allgemein zugänglichen Informationen, die Metzler grundsätzlich als zuverlässig einschätzt. Metzler hat die Informationen nicht auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüft und gibt hinsichtlich der Richtigkeit und Vollständigkeit der in diesem Dokument enthaltenen Informationen, Aussagen, Einschätzungen, Empfehlungen und Prognosen keinerlei Gewährleistungen oder Zusicherungen ab. Etwaige unrichtige oder unvollständige Informationen, Aussagen, Einschätzungen, Empfehlungen und Prognosen begründen keine Haftung von Metzler, ihrer Anteilseigener sowie Angestellten für Schäden und sonstige Nachteile jedweder Art, die aus der Verteilung oder Verwendung dieses Dokuments entstehen oder damit im Zusammenhang stehen.

Dieses Dokument dient nur zu Werbezwecken und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebots zum Erwerb von Wertpapieren, sonstigen Finanzinstrumenten oder anderen Anlageinstrumenten dar. Dieses Dokument genügt nicht den gesetzlichen Anforderungen an die Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen nach § 85 WpHG in Verbindung mit § 20 Abs. 1 der Verordnung (EU) Nr. 596/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. April 2014 über Marktmissbrauch (Marktmissbrauchsverordnung), auf die Artikel 4 und 6 der Delegierten Verordnung (EU) 2016/958 der Kommission vom 9. März 2016 zur Ergänzung der Marktmissbrauchsverordnung Anwendung finden. Mit der Ausarbeitung und Veröffentlichung dieses Dokuments wird Metzler nicht als Anlageberater oder Portfolioverwalter tätig, insbesondere stellt das Dokument keine individuelle Anlageberatung dar.

Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen, Aussagen, Einschätzungen, Empfehlungen und Prognosen geben die unabhängige Meinung des Verfassers über die in diesem Dokument behandelten Finanzinstrumente oder Emittenten zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wieder und decken sich nicht notwendigerweise mit der Meinung von Metzler, des Emittenten oder Dritter. Sie können sich aufgrund künftiger Ereignisse und Entwicklungen verändern. Metzler ist nicht verpflichtet, dieses Dokument abzuändern, zu ergänzen oder auf den neuesten Stand zu bringen oder die Empfänger in anderer Weise darüber zu informieren, wenn sich die in diesem Dokument enthaltenen Informationen, Aussagen, Einschätzungen, Empfehlungen und Prognosen verändern oder später als falsch, unvollständig oder irreführend erwiesen haben sollten. Soweit dieses Dokument Modellrechnungen enthält, handelt es sich um beispielhafte Berechnungen möglicher Entwicklungen, die auf verschiedenen Annahmen (zum Beispiel Ertrags- und Volatilitätsannahmen) beruhen. Die tatsächliche Entwicklung kann nicht gewährleistet, garantiert oder zugesichert werden.

Dieses Dokument darf ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Metzler weder ganz noch teilweise kopiert, vervielfältigt oder an andere Personen weitergeben oder sonst veröffentlicht werden. Sämtliche Urheber- und Nutzungsrechte, auch in elektronischen Medien, verbleiben bei Metzler. Metzler übernimmt weder eine Haftung für Verlinkungen oder Daten noch für Folgen, die aus der Nutzung der Verlinkung und/oder Verwendung dieser Daten entstehen könnten. Die Inhalte verlinkter Seiten oder weiterführender Daten werden durch Metzler weder bestätigt oder empfohlen, insbesondere übernimmt Metzler keine Gewähreistungen.

Dieses Dokument unterliegt dem Recht der Bundesrepublik Deutschland. Der Gerichtsstand für etwaige Streitigkeiten ist Frankfurt am Main, Deutschland.